Leitartikel

Die ukrainische Tragödie hat erst begonnen

APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI
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Aus dem Krieg in der Ukraine zeichnet sich leider kein diplomatischer Ausweg ab. Für Putin gibt es kein rasches Zurück ohne Gesichtsverlust, und für Selenskij sind Moskaus Forderungen inakzeptabel.

Der Schaden, den Russlands Präsident, Wladimir Putin, mit seinem verbrecherischen Überfall auf die Ukraine angerichtet hat, ist schon nach etwas mehr als zwei Wochen unermesslich: Tausende Menschen mussten sterben, über zwei Millionen sind auf der Flucht, mehrere ukrainische Großstädte sind eingekesselt und von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Seinen Kriegszielen ist der Kreml-Herrscher kaum nähergekommen: Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand, ihr Präsident, Wolodymyr Selenskij, denkt nicht daran, der Gewalt zu weichen und sich aus dem Staub zu machen. Mit jedem Tag, den er und die Bevölkerung seines Landes standhalten, schwächen sie ihre Gegner.

Putin dachte offenbar, die ukrainische Armee in einem Blitzkrieg zerschlagen und ein Marionettenregime in Kiew einsetzen zu können. Er täuschte sich gewaltig. Den Preis für diese katastrophale Fehleinschätzung zahlt nicht nur das opferbereite ukrainische, sondern in zunehmendem Maße auch das russische Volk. US-Schätzungen zufolge sollen bereits über 2000 russische Soldaten gefallen sein, mehr als im gesamten ersten Jahr nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979/80. Die westlichen Wirtschaftssanktionen treffen Russland hart, der Rubel befindet sich im freien Fall, die Inflation steigt unweigerlich.

Es ist jedoch nur eine sehr vage Hoffnung, dass der Unmut zu einem Regimewechsel in Moskau führen könnte, wie das manche in Brüssel und Washington glauben. Dafür sind die Schrauben in Putins Repressionsapparat zu stark angezogen. Und der Zorn über Sanktionen lässt sich leicht auf deren Urheber umlenken.

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