Prozess nach Israilow-Mord: "Habe damit nichts zu tun"

ISRAILOW - PROZESS
Israilow-Prozess(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (Herbert Pfarrhofer)
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Otto K. soll die Entführung von Umar Israilow geplant haben. Im Prozess bestreitet der Hauptangeklagte jede Verantwortung. Er nimmt auch den tschetschenischen Präsidenten in Schutz.

Mit der Einvernahme des Hauptangeklagten im Prozess um den am 13. Jänner 2009 in Wien-Floridsdorf erschossenen Umar Israilow ist am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht die Verhandlung fortgesetzt worden. Otto K. (42), der seine Beziehung zum tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow als "freundschaftlich und eng" beschreibt und laut Anklage mit der Planung der beabsichtigten Entführung Israilows betraut, versicherte den Geschworenen: "Ich habe mit dieser Tragödie nichts zu tun."

Der Mann bestritt entschieden, mit den beiden anderen Angeklagten und einem vierten Verdächtigen die Tat geplant zu haben. Dass sich Suleyman D. und Letscha B. am 13. Jänner mit seinem Volvo nach Wien begaben, um die Adresse von Israilow aufzusuchen, stellte Otto K. als alltäglichen Umstand dar: "Alle Leute, die mich kennen, können bestätigen, dass ich immer wieder mein Auto hergeborgt habe. Es war nicht einmal nötig, mich zu fragen." Seine Freunde hätten einfach den in seiner Wohnung herumliegenden Autoschlüssel an sich genommen, während er noch alkoholisiert im Bett lag.

Dass er den Feststellungen der Polizei zufolge vor der Bluttat ständig Telefonate mit den weiteren beiden Angeklagten und anderen, möglicherweise in das blutige Geschehen verwickelten Männern führte, tat der Erstangeklagte mit der Bemerkung ab, es habe sich dabei um "ganz gewöhnliche Gespräche" gehandelt. Teile der von der Polizei vorgenommenen Rufdaten-Auswertung bezeichnete der Angeklagte als "nicht richtig". Auch nach dem Mord habe es keine ihn belastenden Telefonate gegeben: "Ich bezweifle zutiefst, dass ich solche Gespräche geführt habe."

K. nimmt Kadyrow in Schutz

Auch der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow habe "mit der Tragödie vom 13. Jänner nichts zu tun". Seit 1998 kenne er den Präsidenten "persönlich sehr gut", es bestehe eine "freundschaftliche und enge" Bindung.´

Auf die Frage, ob Kadyrow politische Gegner "mundtot" mache, sagte K., dass der Präsident "nicht der Anhänger solcher Maßnahmen" sei. Zuletzt habe er ihn im Dezember 2008 bei einer Reise nach Tschetschenien getroffen. Der 42-Jährige hielt fest, dass Kadyrow grundsätzlich die Rückkehr aller Vertreter der tschetschenischen Diaspora wünsche: "Wenn sie keine Unterkunft haben, werden sie eine bekommen."

Verteidiger will Putin befragen

Otto K.'s Verteidiger Rudolf Mayer will neben Kadyrow auch den russischen Regierungschef Vladimir Putin zeugenschaftlich befragen. Einen entsprechenden schriftlichen Beweisantrag wird Mayer bis kommenden Freitag einbringen, kündigte er in einer Verhandlungspause an.

Sollten Putin und Kadyrow nicht persönlich erscheinen, wäre Mayer mit einer Vernehmung im Rechtshilfeweg durch die russischen Behörden und Übermittlung der Protokolle an die Justiz einverstanden. Ob diesem Beweisantrag stattgegeben wird, muss der aus drei Berufsrichtern bestehende Schwurgerichtshof entscheiden.

Mayer hält es für konsequent, dem nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gegebenen Verdacht, Kadyrow könnte den inkriminierten Mord in Auftrag gegeben haben, mit dessen Befragung nachzugehen. Da Kadyrow als Putins "Statthalter" in Tschetschenien gilt, könnte - ausgehend von der Verdachtslage - nach Dafürhalten des Anwalts auch Putin möglicherweise davon gewusst haben.

(APA)


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