Würdigung

Kondolenzen aus allen politischen Lagern nach Tod Buseks

Die Betroffenheit über das Ableben des ehemaligen Vize-Kanzlers und ÖVP-Chefs Erhard Busek ist in allen politischen Lagern groß. Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobt Buseks Selbstironie.

Über das Ableben des ehemaligen Vizekanzlers und ÖVP-Chefs Erhard Busek hat am Montag in der heimischen Politik Betroffenheit und Trauer geherrscht. Zahlreiche Würdigungen kamen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Karl Nehammer abwärts, quer durch alle politischen Lager.

"Mit Erhard Busek verliert Österreich eine seiner prägendsten politischen Persönlichkeiten", betonte der Bundespräsident. Busek habe als Wissenschaftsminister und als Vizekanzler die heimische Innen- aber auch Außenpolitik den Stempel aufgedrückt. "Seine feine Ironie, ja, auch Selbstironie, wurden weithin geschätzt und auch bewundert", so Van der Bellen.

„Politiker mit Haltung, Visionär und Vordenker"

Nehammer zeigte sich tief betroffen und würdigte Busek als "großen Österreicher und begeisterten Europäer", der über Parteigrenzen hinweg geschätzt wurde. Zudem hob er dessen Verdienste für die Volkspartei hervor, die er in unterschiedlichsten Funktionen und Ämtern geleistet habe. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) beschrieb ihn als "Politiker mit Haltung, Visionär und Vordenker".

Aber auch aus den anderen politischen Lagern kamen Kondolenzen: "Mit Erhard Busek verliert Österreich eine kontroversielle politische Persönlichkeit. Er hat viel für das Land geleistet und war auch eine kritische, mahnende Stimme innerhalb der ÖVP", erklärte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Via Twitter kondolierte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger: "Das tut weh und ist sehr traurig. Nicht nur durch das Forum Alpbach waren wir sehr verbunden. Er hat mich sicher maßgeblich geprägt".

Doskozil trauert um „Vorbild in der Politik"

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner würdigte Busek als "streitbaren Intellektuellen", Kämpfer für Wissenschaft und Bildung und großen Europäer. Für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gehe durch Buseks Tod ein "Politiker und Vordenker" verloren, "dessen große Begabung es war, über den gesellschaftlichen und politischen 'Tellerrand' hinauszublicken". Auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) trauert um einen "Brückenbauer und ein Vorbild für die Politik".

"Mit Erhard Busek verliert Österreich einen großen Europäer und eine starke Stimme für das Miteinander. Erhard Busek hat Grenzen zwischen Blöcken, Ländern, Parteien nie einfach hingenommen", so Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Die grüne Klubobfrau hob Buseks Mut hervor, "Neues zu wagen". Unter anderem habe er sich für die Öffnung seiner Partei zur Ökologiebewegung eingesetzt.

„Vorkämpfer für die europäische Integration"

Die Wiener Landespartei, der Busek von 1976 bis 1989 als Parteiobmann vorstand, reagierte mit "tiefer Trauer und großer Bestürzung". Und auch Europaministerin Karoline Edtstadler, Bildungsminister Martin Polaschek, Außenminister Alexander Schallenberg, Wirtschafts- und Seniorenbund zeigten sich tief betroffen. Der erste Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas (ÖVP, lobte Busek als "kritischen Geist und Vorkämpfer für die europäische Integration". Sein frühes Engagement in Osteuropa sei vorbildlich gewesen. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (alle ÖVP) bezeichneten Busek als herausragende Persönlichkeit, großen Österreicher und begeisterten Europäer.

Der erste Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas (ÖVP) lobte Busek als "kritischen Geist und Vorkämpfer für die europäische Integration". Sein frühes Engagement in Osteuropa sei vorbildlich gewesen. Laut EU-Kommissar Johannes Hahn wird er als "Humanist und großer Europäer" in Erinnerung bleiben. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (alle ÖVP) bezeichneten Busek als herausragende Persönlichkeit, großen Österreicher und begeisterten Europäer.

Schüssel verband „kritische Freundschaft“ mit Busek

Und auch Alt-Kanzler und Ex-ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel, der Busek als Parteichef abgelöst und vor Kurzem noch von diesem wegen seines Engagement im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Lukoil kritisiert worden war, reagierte auf das Ableben Buseks: "Europäer, Christ, Demokrat, Österreicher - so wird mir Erhard Busek, mit dem mich eine durchaus kritische Freundschaft verband, in Erinnerung sein. Als moderner Denker, als Meister des Wortes und als Intellektueller mit politischer Handschrift, um den ich in Betroffenheit trauere."

Trauer herrschte auch in der Katholischen Kirche über Buseks Tod. Als glaubwürdigen Vertreter christlicher Grundhaltungen in Politik und Gesellschaft würdigte Kardinal Christoph Schönborn den am Sonntag verstorbenen ehemaligen VP-Vizekanzler. Busek habe sich stets als Christ und christlicher Politiker verstanden, so Schönborn am Montag gegenüber Kathpress. Auch die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) bekundete dem Verstorbenen und seinen Hinterbliebenen ihre Anteilnahme.

„Er war vielleicht zu anständig für die Politik"

Der Tod von Erhard Busek sorgt auch in Österreichs Nachbarschaft für tiefe Trauer. Der slowenische Ex-Ministerpräsident Lojze Peterle, der den damaligen Vizekanzler im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung Ende der 1980er-Jahre kennengelernt hatte, zeigte sich am Montag im APA-Gespräch bestürzt. "Ich glaube, dass ihm die Ukraine keine Ruhe gegeben hat, dass ihn das sehr mitgenommen hat", sagte Peterle.

Der Ukraine-Krieg "stand nämlich in völligem Widerspruch zu allem, wofür er sich bemüht habe", betonte der christdemokratische Politiker, der Busek zuletzt im Vorjahr bei einer Festveranstaltung zum 30. Jahrestag der slowenischen Unabhängigkeit in Wien getroffen hatte. Busek habe ein großes Geschichtsbewusstsein und klare Überzeugungen gehabt, so Peterle. Er sei der öffentlichen Meinung "nicht hinterhergelaufen, sondern hat sie geprägt", sagte der frühere Chef der slowenischen Christdemokraten. "Er war anständig, vielleicht zu anständig für die Politik."

"Wir haben eine große Persönlichkeit der österreichischen und europäischen Politik verloren", sagte Peterle. Busek sei "niemals hochmütig und machtbesessen" gewesen, sondern immer intellektuell redlich und ein "Visionär". Er habe auch ein großes Bewusstsein für Mitteleuropa gehabt. "Er wusste, was in diesem Gebiet alles passiert ist", sagte Peterle mit Blick auf die blutigen Auseinandersetzungen der jüngeren Geschichte.

Betroffen vom Ableben Buseks äußerte sich auch der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg. "Das Traurige ist, dass ich heute erfahren habe, dass Erhard Busek gestorben ist. Das war der letzte österreichische Politiker nach Bruno Kreisky, der noch eine Vision gehabt hat, wie Österreich sein könnte. Er war einer, der das Land nicht nur verwalten wollte, sondern gestalten", sagte Schwarzenberg.

"Wegbereiter für Wissenschaftsfreiheit"

Das Europäische Forum Alpbach trauerte ebenfalls um seinen ehemaligen Präsidenten. Busek sei während seiner Zeit als EFA-Präsident von 2000 bis 2012 maßgeblich für die Modernisierung, Internationalisierung sowie Verjüngung des Forums verantwortlich gewesen, hieß es. Und auch die österreichische Universitätenkonferenz (uniko) zeigte sich bestürzt über das plötzliche Ableben des ehemaligen Wissenschaftsministers und würdigte Busek als "Wegbereiter für Wissenschaftsfreiheit und Autonomie der Universitäten".

(APA)

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