Nun sprechen sich auch ORF-Redakteure der für eine Vorverlegung der Wahl am Küniglberg aus. Der Wahlkampf solle so "auf ein Minimum reduziert werden". Strobl sei "nicht mehr tragbar".
Die Journalisten und Journalistinnen der Aktuellen Fernsehinformation, zu der die "Zeit im Bild"-Sendungen, "Heute in Österreich", "Hohes Haus" und die Diskussions-Sendungen gehören, sprechen sich für eine rasche Neuwahl der ORF-Geschäftsführung aus. Das gaben die Mitarbeiter der Abteilung in einem Statement, unterzeichnet vom Dieter Bornemann, Lisbeth Bischoff und Eugen Freund, nach einer Redaktionsversammlung am Mittwoch bekannt.
Die Wahl würde turnusmäßig frühestens im August 2011 stattfinden, doch nun werden immer mehr Stimmen laut, die eine Vorverlegung verlangen. Für eine vorgezogene Wahl müsste das erst im Juni novellierte Gesetz geändert werden. Die ÖVP ist gesprächsbereit, die SPÖ will nur mit einem "breiten Konsens" aller Parteien diesen Schritt wagen.
"Bald wieder handlungsfähige Geschäftsführung"
Die Gesetzesänderung dürfe "nicht für parteipolitischen Kuhandel sorgen", heißt es in dem Statement der Mitarbeiter der Fernsehinformation. Die Zeit des Wahlkampfes müsse "auf ein Minimum reduziert werden, um möglichst bald wieder eine handlungsfähige Geschäftsführung haben".
"Die Geschäftsführung hat in den vergangenen Monaten mit dazu beigetragen, dass das Image des ORF massiv gelitten hat", so die Redakteure. Kommunikationschef Pius Strobl, der bei der Stiftungsratssitzung Gespräche zwischen Journalisten und ORF-Direktoren mitschneiden ließ, ist ihnen zufolge "nicht mehr tragbar".
Wrabetz will Strobl nicht fallen lassen
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz war am Vormittag auf Einladung des neuen TV-Chefredakteurs Fritz Dittlbacher in seiner Funktion als Informationsdirektor den Redakteuren Rede und Antwort gestanden. Unter anderem hatte er mehr personelle Ressourcen im Aktuellen Dienst versprochen.
Seinen Kommunikationschef verteidigte Wrabetz. Dieser habe zwar einen "schweren Fehler" gemacht. Wegen eines Vergehens werde er ihn aber nicht fallen lassen, so der Generaldirektor nach Auskunft von Sitzungsteilnehmern sinngemäß.
Streit prägt ORF-Bild
"Der Streit in der Geschäftsführung und das dadurch entstandene katastrophale Bild in den Medien überdecken in der öffentlichen Wahrnehmung die hohe Qualität der Informations-Programme des ORF", so die Mitarbeiter der Aktuellen Fernsehinformation. Sie würden weiterhin "objektiv und unbeeinflusst von parteipolitischem Druck" arbeiten.
(Red./APA)