Erhard Busek wurde stets zu sehr als ÖVP-Politiker und -Kritiker wahrgenommen. Sein historisches Verdienst war ein lebenslanger Kampf für die Demokratie in Mittelosteuropa. Nun verstarb der ehemalige Vizekanzler im 81. Lebensjahr.
Der jüngste Krieg in Europa traf wie ihn wohl wie wenige Österreicher. Für ihn war es nicht nur der erste große Krieg in Europa seit 1945, es war der erste große Krieg in Mitteleuropa. Für diese Region lebte und arbeitete Erhard Busek zeit seines Lebens. In der Chronik Österreichs war er einer von vielen ÖVP-Chefs und Vizekanzlern des Landes, vermutlich klüger, gebildeter und sicher sarkastischer als die meisten anderen, aber eben auch komplizierter und medial nicht so leicht ins Kleinformat zu pressen. Er war einer von vielen Alt-ÖVP-ÖVP-Kritikern, ein Liberaler und Bürgerlicher zugleich, er bewies, dass sich das ausgeht. Am Sonntag ist Erhard Busek, einer der letzten humanistisch breit gebildeten Politiker im Land, ein letzter Mohikaner, unerwartet verstorben. Im 81. Lebensjahr.
Die Journalisten schätzten Busek für seine Fähigkeit, vieles schnell kommentieren und kritisieren zu können. Damit erschien er regelmäßig in den Medien. Seine historische Leistung war aber eine weit größere: Es waren sehr wenige Intellektuelle wie Busek, die vor 1989 den Kontakt zu Dissidenten, Schriftstellern und Denkern in unseren osteuropäischen Nachbarländern hielten und pflegten. Dafür wurde er in „neutralen“ diplomatischen Kreise sogar angefeindet. Vor 1989.