Gastbeitrag

Erhard Busek: Ein Leben für Mitteleuropa

Erhard Busek hat früh die Bedeutung demokratischer Kräfte in den kommunistisch regierten Nachbarländern erkannt und gefördert.

Meinen langjährigen Freund Erhard Busek traf ich zum letzten Mal am Abend vor Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, bei einer Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag des polnischen Außenministers und Schriftstellers Władysław Bartoszewski in der Botschaft Polens. „Ich glaube, wir steuern auf einen Dritten Weltkrieg zu“, sagte er mir beim Abschied mit Tränen in den Augen. „Und alles, wofür ich mein Leben lang gekämpft habe, ein friedliches und ungeteiltes Europa, wird jetzt durch diesen Irren im Kreml gefährdet.“

Busek war der erste österreichische Politiker, der sich in den Achtzigerjahren – noch als Vizebürgermeister und ÖVP-Chef Wiens – für die kommunistisch regierten Nachbarländer interessierte. Ich durfte ihn oft mit einigen Journalisten bei seinen Reisen nach Polen, Ungarn, in die damalige Tschechoslowakei und DDR sowie ins ehemalige Jugoslawien begleiten. Und wir trafen dabei immer nur Oppositionelle, hohe Vertreter der Kirchen, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler. Die Regierungsvertreter überließ er gern der damaligen SPÖ-geführten Bundesregierung. Dass seine Gesprächspartner weit mehr an Kontakten nach Österreich interessiert waren als umgekehrt, betrübte ihn. Aber er glaubte fest an eine Renaissance von Mitteleuropa, das als gemeinsamer Kulturraum auch über den Eisernen Vorhang hinweg Bestand hatte. Umso mehr freute ihn die Wende 1989, im Zuge derer viele seiner Gesprächspartner plötzlich von Dissidenten zu Regierungschefs und Ministern aufrückten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der ÖVP-Politiker starb unerwartet am 13. März. (Archivbild)
Todesfall

Ehemaliger Vizekanzler und ÖVP-Chef Busek verstorben

Ex-Vizekanzler und ÖVP-Politiker Erhard Busek ist am Sonntag im Alter von 80 Jahren unerwartet verstorben. Vergangene Woche hatte er bei einer Podiumsdiskussion noch Europas Rolle im Ukraine-Krieg kritisiert.
Würdigung

Kondolenzen aus allen politischen Lagern nach Tod Buseks

Die Betroffenheit über das Ableben des ehemaligen Vize-Kanzlers und ÖVP-Chefs Erhard Busek ist in allen politischen Lagern groß. Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobt Buseks Selbstironie.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.