Russland

Die mutige Redakteurin, die Putin herausfordert

A woman who says to be the employee of Russia's state TV Channel One, Marina Ovsyannikova, speaks in a statement recorded before holding up an anti-war sign live on air
A woman who says to be the employee of Russia's state TV Channel One, Marina Ovsyannikova, speaks in a statement recorded before holding up an anti-war sign live on airMarina Ovsyannikova via REUTERS
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Marina Owsjannikowa hat beim russischen Staatsfernsehen jahrelang propagandistische Nachrichten produziert – bis sie in die Live-Sendung platzte.

Es ist abends, kurz nach neun Uhr Moskauer Zeit. Die Moderatorin von Russlands staatsnahem Ersten Kanal sitzt fast unbeweglich an ihrem Pult und liest die Meldungen in der Hauptnachrichtensendung „Wremja“ („Zeit“) ab. Sie berichtet von Trümmern einer ukrainischen Rakete auf Donezk, die die Führung in Kiew später dementieren wird. Sie fasst den Tag von Russlands „Spezialoperation“ in der Ukraine aus russischer Sicht zusammen. Sie will gerade dazu ansetzen, auf westliche Sanktionen einzugehen, als eine blonde Frau ins Studio stürmt.

Die Redakteurin Marina Owsjannikowa hüpft ein wenig nach links, dann nach rechts, rückt ihr Plakat zurecht. „No war“, steht darauf. „Stoppt diesen Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Ihr werdet hier belogen“, steht darauf schwarz auf weiß. In die Ecken hat sie die ukrainische und die russische Fahne gemalt. Mehrmals ruft sie: „Nein zum Krieg.“ Ein Tabu heute in Russland. Die Moderatorin spricht unverdrossen weiter.

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Marina Owsjannikowa sprang während einer Live-Übertragung ins Bild und hielt ein Schild mit der Aufschrift "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" hoch. Danach soll sie festgenommen worden sein.

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