Marina Owsjannikowa hat beim russischen Staatsfernsehen jahrelang propagandistische Nachrichten produziert – bis sie in die Live-Sendung platzte.
Es ist abends, kurz nach neun Uhr Moskauer Zeit. Die Moderatorin von Russlands staatsnahem Ersten Kanal sitzt fast unbeweglich an ihrem Pult und liest die Meldungen in der Hauptnachrichtensendung „Wremja“ („Zeit“) ab. Sie berichtet von Trümmern einer ukrainischen Rakete auf Donezk, die die Führung in Kiew später dementieren wird. Sie fasst den Tag von Russlands „Spezialoperation“ in der Ukraine aus russischer Sicht zusammen. Sie will gerade dazu ansetzen, auf westliche Sanktionen einzugehen, als eine blonde Frau ins Studio stürmt.