Friedensgespräche

Gerhard Schröders Mission ist gescheitert

Ein altes Archivfoto: Gerhard Schröder und Wladimir Putin bleiben Freunde
Ein altes Archivfoto: Gerhard Schröder und Wladimir Putin bleiben FreundeGUIDO BERGMANN/AFP
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„Komplett ergebnislos und wohl auch sinnlos": Putin-Freund Schröder wollte eine vermittelnde Rolle einnehmen, doch die Gespräche seien komplett gescheitert, sagte der ukrainische Botschafter.

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, hat die Moskau-Reise des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) für gescheitert erklärt. "Dieser Vorstoß entpuppte sich - leider Gottes - als komplett ergebnislos und wohl auch als sinnlos", sagte der Diplomat am Dienstag der "Bild". Die ukrainische Regierung sei "über Mittelsmänner aus erster Hand" über die Ergebnisse von Schröders Gesprächen mit Kreml-Chef Wladimir Putin informiert worden, sagte Melnyk.

"Auch wenn die Hoffnung auf diese persönliche Initiative von Herrn Schröder von Anfang an klitzeklein war, ist die Enttäuschung trotzdem groß, dass er wirklich gar nichts Konkretes oder Hilfreiches zu berichten hatte", sagte Melnyk mit Blick auf Schröder.

Melnyk mahnte, die Ukraine brauche "dringend ehrliche Vermittler, die uns helfen können, das schlimmste Blutvergießen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, das Putin und seine treuen Schergen Tag und Nacht anrichten, und das unermessliche Leid der Menschen so schnell wie möglich zu beenden".

Kein Ehrenbürger mehr

Der mutmaßliche Vermittlungsversuch des Altkanzlers in Moskau ließ offenbar auch seine Partei und die Bundesregierung im Dunkeln. "Ich persönlich und, soweit ich das sehe, auch das Bundeskanzleramt, wir haben keine Informationen darüber, was bei diesem Besuch rausgekommen ist", sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil am Dienstag in der RTL/ntv-Sendung "Frühstart".

Der Altkanzler gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er ist zudem Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft. Infolge des Krieges in der Ukraine geriet Schröder deutlich in die Kritik. Erst vor wenigen Tagen hat er seinen Verzicht auf die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover erklärt. Das geht aus einem Brief hervor, den er am Dienstag veröffentlichte: Das Schreiben ist an Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) gerichtet.

Der Verwaltungsausschuss der niedersächsischen Landeshauptstadt hatte Anfang März ein Verfahren zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft Schröders eingeleitet. Der Altkanzler bekam daraufhin Gelegenheit zur Stellungnahme.

Ein Stadtsprecher konnte am Dienstag zunächst den Eingang des Briefes nicht bestätigen. Es werde juristisch geprüft, ob die Verzichtserklärung ausreicht oder ob noch ein formaler Verwaltungsakt zum Entzug der Ehrenbürgerwürde notwendig sei. Ein Beschluss über den Entzug der Ehrenbürgerschaft sollte am 31. März gefasst werden.

(APA/ag.)

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