Überraschende Begegnungen mit dem chinesischen Weltkünstler, auf der Toilette der Albertina und am Gipfel des Dachsteins.
Ungemein entspannt gibt sich Ai Weiwei bei seinem kurzen Wien-Besuch. Man hört ihm gerne zu am Rande seiner Ausstellung in der Albertina Modern, bei der Vorbereitung zur „Presse am Sonntag“ vom 27. März, die er „kuratiert“. Viele Bezüge zu Österreich fallen einem dabei nicht ein. Bis man mit ihm vor dem Wittgensteinhaus steht und erfährt, dass ihn dieser Philosoph beeinflusste wie kein anderer. Bis man auf Instagram liest – nein, bei Ai Weiwei ist das kein Prokrastinieren, 80 Prozent seiner Zeit verwendet er auf seine Arbeit in den Sozialen Medien –, dass der Kurator einer früheren Wiener Ausstellung den Künstler auf der Albertina-Toilette traf. Alfred Weidinger stellte 2016 die von Ai Weiwei gerettete Ming-Ahnenhalle im 21er-Haus auf. Heute ist er Direktor der OÖ Landesmuseen und gerade auf dem Weg in die Ukraine, um eine Künstlerin abzuholen. Ai Weiwei griff in die Tasche und schenkte ihm vier porzellanene Sonnenblumenkerne seiner Tate-Modern-Installation – als Glücksbringer.
Auch Dietmar Sailer, Werner Koglers Kulturreferent, hatte seinen Ai-Weiwei-Moment in der Albertina. Er bescherte Österreich das bisher einzige Werk des Künstlers im öffentlichen Raum. Die wenigsten werden es kennen: Zum steirischen Kulturfestival „regionale“, das Sailer 2010 leitete, schickte Ai Weiwei einen Vier-Tonnen-Stein vom Erdbeben in Sichuan, dessen Tragödie er aktivistisch wie künstlerisch unvergessen machte. Der Fels wurde auf den Dachstein geflogen, löste enorme Diskussionen aus, brachte chinesische Mentalität in die Steiermark und umgekehrt. „Es ist doch interessant, wie Ideen Realität übertragen können“, kommentierte Ai Weiwei das damals im „Presse“-Interview. Jetzt sagte er zu Sailer: Die Aktion habe ihn gelehrt, wie ein Projekt sein müsse, damit es gut ist.