Schweinehaltung

Burgenland beantragt VfGH-Prüfung von Vollspaltböden

Die Haltung auf den Betonplatten verursacht bei Schweinen Bedrängnis-Handlungen, bis hin zum Kannibalismus.
Die Haltung auf den Betonplatten verursacht bei Schweinen Bedrängnis-Handlungen, bis hin zum Kannibalismus.APA/dpa/Marijan Murat
  • Drucken

Landeshauptmann Doskozil sieht in der umstrittenen Haltung von Schweinen auf Vollspaltböden einen Widerspruch zum Tierschutz. Ein Normprüfungsverfahren soll klären, ob die Praxis ethisch vertretbar ist.

Die Burgenländische Landesregierung hat ein Normprüfungsverfahren beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) betreffend Vollspaltböden in der Schweinehaltung beantragt. Im Interesse des Tierwohls sei es "fraglich, ob die in der 1. Tierhaltungsverordnung verankerten Anforderungen für die Schweinehaltung verfassungs- und gesetzeskonform sind", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Hinterfragt wird auch, ob die geltenden europarechtlichen Vorgaben korrekt umgesetzt sind.

Der Großteil der Schweine in Österreich werde auf Vollspaltböden gehalten. Diese Art der Tierhaltung sei aber seit Jahren umstritten und bereits in fünf europäischen Ländern verboten. Die Burgenländische Landesregierung und der Burgenländische Landtag haben sich in der Vergangenheit gegen diese als nicht artgerecht bezeichnete Tierhaltung ausgesprochen. Mit der vorliegenden Verfassungsklage soll der Vollspalthaltung in Österreich daher ein Riegel vorgeschoben werden. "Aus unserer Sicht steht die von vielen Seiten zu Recht kritisierte Haltung auf Vollspaltböden nicht im Einklang mit dem in der Bundesverfassung verankerten Tierschutz", erklärte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).

„Es darf nicht sein, dass Schweine leiden"

Minister Johannes Rauch (Grüne) verwies in einem Statement darauf, dass sein Ressort schon seit längerem eine Verbesserung für die Schweinehaltung in Österreich verfolge, man sei zum Thema Vollspaltenboden in Gesprächen mit dem Koalitionspartner ÖVP. "Meine Intention ist klar: Es darf nicht sein, dass Millionen Schweine in Österreich auf Vollspaltenböden leiden, ohne Stroh, ohne Tageslicht, ohne Platz. Wir werden hier natürlich eine umfassende Beantwortung erarbeiten", so Rauch.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) begrüßt die Vorgangsweise des Landes: "Wir sind hocherfreut, dass die Burgenländische Landesregierung unserer Anregung, eine solche Normenkontrollklage einzubringen, nachgekommen ist. Das kann man mit Fug und Recht als revolutionär bezeichnen", so Obmann Martin Balluch ebenfalls in einer Aussendung. Die Klage müsse nun in den nächsten acht bis zwölf Wochen von Minister Rauch beantwortet werden. Danach beraume der VfGH eine mündliche Verhandlung an. Der VGT rechnet noch dieses Jahr mit einer Entscheidung.

ÖVP-Landwirtschaftssprecherin Carina Laschober-Luif kritisierte hingegen Doskozils "Politik mit der Brechstange". Sein Vorstoß würde bäuerliche Betriebe ruinieren, die Produktion würde dadurch ins Ausland verlagert, warnte sie in einer Aussendung. Die Freiheitliche Bauernschaft betonte, dass der Eigenversorgungsgrad immer wichtiger werde. Verbote wie die Vollspaltböden würden jedoch zum Gegenteil beitragen. Burgenlands Grüne wiederum forderten ein gesetzlich fixes Enddatum des Vollspaltenbodens, denn diese Haltungsform bedeute Tierquälerei und sei nicht vertretbar.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.