Pandemie

Wien verschärft Corona-Maßnahmen in Spitälern und Pflegeheimen

Michael Ludwig setzt auf den konsequenten Wiener Weg.
Michael Ludwig setzt auf den konsequenten Wiener Weg.APA/MARTIN HÖRMANDINGER
  • Drucken

Wien bleibt bei 2-G in der Gastronomie und FFP2-Pflicht im Handel. Auch in Spitälern werden strengere Regeln als im Bund gelten.

Die Bundeshauptstadt geht abermals einen eigenen Weg und verhängt rigidere Corona-Regeln, als sie der Bund vorgegeben hat. So bleibt die 2-G-Regel in der Gastronomie und der Nachtgastronomie aufrecht, außerdem muss weiterhin im gesamten Handel eine FFP2-Maske getragen werden. Das verkündete Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Nachmittag nach Beratungen mit Experten.

Außerdem werden in Spitälern wieder strengere Regeln eingeführt: In Krankenhäusern soll fortan nur ein Besucher pro Tag und Patient erlaubt werden. In Pflegewohnhäusern und Behinderteneinrichtungen sind künftig zwei Besucher pro Tag erlaubt. Dies soll ab Anfang nächster Woche gelten, sobald eine entsprechende Verordnung verabschiedet ist. Für Besucher in diesen Einrichtungen gilt künftig wieder die 2-G-Plus-Regel. Seit 5. März hätte mit den Lockerungen des Bundes in Spitälern nur noch die 3-G-Regel gegolten.

Auch bisher galten in der Bundeshauptstadt bereits strengere Regeln als im Rest des Landes: Als die Regierung Mitte Februar verkündet hatte, dass es am 5. März zu einem „Frühlingserwachen“ kommen werde und beinahe alle Corona-Maßnahmen fallen würden, die zur Eindämmung der Coronakrise dienten, hielt Wien noch an der 2-G-Regel in der Gastronomie sowie an der FFP2-Maskenpflicht im gesamten Handel fest.

Wiens Maßnahmen im Überblick

  • Weiterhin 2-G in der gesamten Gastronomie
  • Weiterhin FFP2-Maskenpflicht im gesamten Handel
  • Ab kommender Woche Beschränkungen auf eine Person bei Besuchen in Spitälern pro Tag; zusätzlich 2G-Plus-Regel
  • Zwei Besucher in Pflegeheimen pro Bewohner am Tag, 2G-Plus-Regel

„Bundesweite Lockerungen zu früh"

Ludwig sparte am Donnerstag nicht mit Kritik am Bund: Die derzeitige Situation mit „täglichen Rekordzahlen“ zeige, „dass die bundesweiten Lockerungen zu früh gekommen sind.“ Die Pandemie sei nach wie vor nicht gemeistert, auch wenn durch die Symbolpolitik der Bundesregierung ein solcher Eindruck entstanden sei. „Die Bundesregierung wäre gut beraten, zu einer Wiedereinführung der Corona-Schutzmaßnahmen zu kommen“, sagte Ludwig und nannte dabei eine FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen.

Besonders die Situation in den Spitälern habe Ludwig zu dem jetzigen Schritt bewogen. So sei die Zahl der Patienten auf den Normalstationen stark im Steigen, zusätzlich sorgen die coronabedingten Ausfälle bei den Spitalsmitarbeitern für eine noch nie dagewesene „Pro-Kopf-Belastung.“ Zudem hält Ludwig es für eine Fehleinschätzung, dass Omikron als so harmlos dargestellt werde - Ungeimpfte würden nach wie vor „sehr schwerwiegend“ erkranken. „Außerdem wird sehr wenig beleuchtet, dass durch Long Covid viele Menschen langwierige Krankheitsfolgen zu tragen haben.“

Festhalten an Teststrategie

Auch die Abänderung der bisherigen Teststrategie des neuen Gesundheitsministers Johannes Rauch (Grüne), kritisierte Ludwig erneut: „Wir sind anderer Meinung als der Bund und sehen die PCR-Tests als wichtiges Bindeglied (zu anderen Maßnahmen, Anm.), um Menschen frühzeitig aus der Infektionskette herauszunehmen.“ Man müsse abwarten, wie die Umsetzung der Limitierung auf insgesamt zehn Gratistests (fünf PCR-Tests, fünf Antigentests) aussehen werden und aus Basis welcher Daten man dies überprüfen wolle. Es entstehe zuweilen der Eindruck, dem Bund gehe darum, „ein gut funktionierendes System in Wien abzuändern“, sagte Ludwig. 

In Richtung des gerade einmal eine gute Woche im Amt befindlichen Gesundheitsministers schickte Ludwig noch einen Ratschlag: „In der Pandemie muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen, auch wenn es da und dort knirscht.“ 

Viel Kritik an der Regierung im Vorfeld

Die härteren Regeln kamen abermals nicht überraschend, denn schon am Mittwoch hatte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker die Corona-Politik der Bundesregierung scharf kritisiert: Man könne nur mit Staunen zuschauen, was passiere, sagte er mit Verweis auf die Höchstzahlen bei den Infektionen, eine "unfassbare" Anzahl an Erkrankten im Spital und zehn bis 15 Prozent Personalausfälle österreichweit im Spitals-, Pflege- oder Schulbereich. Zugleich nehme die Bundesregierung mit einem "unglaublichen Geschwindigkeitsgalopp" weitere Maßnahmen zurück. "Mehr Vogelstrauß hab ich noch nie erlebt in der Politik."

Mitreden bei der Coronakrise: Kamen die Lockerungen zu früh? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

(twi/bsch)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.