Musik

Vom Rehgehege nach Paris

Elisa Maier
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Die Schick Sisters drehten vor wenigen Wochen ein Video in Paris. Nun feiern sie ihr Live-Comeback im ORF-Radiokulturhaus.

Marlon Brando hielt sich die Ohren zu, weil ihn der Lärm der hoch über seinem Kopf dahin rauschenden Metro schmerzte. Ein Straßenkehrer fegte den Gehweg darunter. Die junge Maria Schneider hüpfte über den Besen und überholte Brando. Beide waren auf dem Weg ins noble Passy. In ein altes, sehr schönes Mietshaus. In dem Regisseur Bernardo Bertolucci die meisten Szenen seines legendären Films „Last Tango in Paris“ drehte.
Die Schick Sisters schlenderten nun für das Video ihres hochcharmanten Chansons „Merci“ auf dem gleichen Weg, nur in die andere Richtung. Es war kein Zufall, dass ihr Videoregisseur die Pont de Bir-Hakeim gewählt hat. Cineasten können im Video noch einige andere Stellen erkennen, an denen filmische Schlüsselszenen gedreht wurden. Etwa von Woody Allen für seinen Streifen „Midnight in Paris“.

Elternhaus voller Instrumente

Normalerweise singen die Schick Sisters auf Englisch. „Merci“ ist ein wunderschön harmonischer Ausreißer aus dieser Tradition. Katharina, die Leadsängerin des Trios, hat ein Faible für Paris, seit sie in jungen Jahren immer wieder Zeit in der Stadt an der Seine verbrachte. „Merci“, diesen unwiderstehlichen Ohrwurm haben sie jedenfalls auf sehr anheimelnde Art visualisiert. Klischees haben sie dabei größtenteils ausgelassen.
Was auch sonst üblich ist bei den drei steirischen Schwestern, die seit ihrer Kindheit miteinander musizieren. „In unserem Elternhaus lagen die Musikinstrumente so herum, wie in anderen Haushalten das Kinderspielzeug“, erzählt Katharina. „Früh haben wir entdeckt, dass wir mit niemandem besser musizieren können, als mit uns selbst. Alle drei haben wir Musik studiert und viel Erfahrung mit anderen Musikern gesammelt. Aber den Gleichklang und die perfekte Schwingung haben wir nur untereinander. Wenn wir mit anderen spielen, fehlt immer irgendwas.“

Vom Kabarett zur Musik

Also haben sich Katharina, Veronika und Christine früh zusammengetan. In ihrer Kindheit sangen sie geistliche Lieder in ihrem katholischen Umfeld. „Sehr viele liebliche Melodien“, sagt Katharina und lacht. „Unser Papa war zudem großer Simon & Garfunkel-Fan und uns hat dieses Duo auch stark geprägt. Aber auch der Dreigesang der steirischen Folklore. Musik war unsere Sprache – lange vor der eigentlichen Sprache.“
Bald machten die drei unter dem Signet „Dornrosen“ Karriere. Damals verband man Kabarett und Musik. Mit dem Song „Rehgehege“ glückte 2010 ein veritabler Hit, der es sogar auf die Bravo-Kompilation schaffte. 2019 orientierten sich die Schwestern neu. Sie wollten sich von da an ausschließlich auf die Musik fokussieren.

Der fesche Bandname leitet sich von ihrem Nachnamen Schicho ab, erläutert Veronika. „Wir haben nachgeforscht und sind draufgekommen, dass unser Name tschechischen Ursprungs ist und eigentlich Schick lautet.“ Fesch sind sie und auch ein wenig kokett, wenigstens wenn sie sich „kleinstes Akustiksextett“ nennen. Wie das? Das kam so: Veronika saß mit Jazztrompeter Wynton Marsalis im Hotel Intercontinental und stieß auf dessen 60. Geburtstag an. Dabei führte sie aus, was sie so mit ihren Schwestern musikalisch macht. „Er meinte, weil wir ja auch Instrumente spielen und nicht nur singen, seien wir eigentlich ein Sextett. So habe ich das vorher noch nie gesehen. Aber er hat recht.“ Und zwar eines, das sich zeitweilig auch verstärkt, wie im Konzertfilm „Perfect Day“ bald zu sehen sein wird. Schlagwerker Simon Springer ist mit von der Partie, aber auch Matthias Schorn, Klarinettist bei den Wiener Philharmonikern. Zunächst gilt ihre Konzentration dem heutigen Gastspiel im Radiokulturhaus und den nächsten Konzerten. Veronika präzisiert: „In unserer egomanischen Epoche ist es ungemein wichtig, gemeinschaftliche Erlebnisse zu haben, wie sie nur die Kunst zustandebringt, weil da Menschen unterschiedlichster Denkweise und Gemütsart zusammenfinden.“

Auf einen Blick

The Schick Sisters wurden 2019 von Katharina, Christine und Veronika Schich gegründet. Davor waren die Schwester als Kabarettband Dornrosen bekannt. 2020 erschien „Close Together“ ihr Debütalbum als The Schick Sisters.
Konzerte: 18. März im ORF-Radiokulturhaus
Weitere Termine: www.schicksisters.com

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