Kolumne

Vollkommen daneben

Sprechblase
SprechblaseClemens Fabry
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Sprechblase Nr. 433. Warum beim „Stimulus“ Vorsicht geboten ist.

Wie wäre das: eine Welt, in der nicht gelogen wird. Ungelogen: für die einen ein Traum, für die anderen ein Albtraum. So weit, so platt.

Eine Welt ohne Lügen wäre dann auch eine Welt ohne die sogenannte Notlüge, deren Konzept ja ein besonders delikates ist: Man lügt. Etwas, was man sich selbst ja grundsätzlich nicht so einfach gestattet. Man erlaubt sich die Lüge aber kurzerhand selbst, weil man sich selbst einredet, es liege eine Notsituation vor. Was bedeutet: Man muss sich selbst belügen, um damit durchzukommen.

Solang es die Lüge gibt, bleibt auch die Freude daran, sie zu dechiffrieren. Etwa in Gesprächsrunden: Wer auf den eigenen Beitrag ein – Achtung, Sprechblase – „Danke, das ist ein sehr guter Stimulus für die Diskussion“ zu hören bekommt, ahnt rasch die wahre Botschaft: Man hält mich für vollkommen daneben.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.

("Die Presse" Ausgabe von 9. Oktober 2021 September 2021)

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