Covid-19

FFP2-Maskenpflicht kommt in Innenräumen zurück

Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigt eine neue Maskenpflicht an.
Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigt eine neue Maskenpflicht an.(c) APA/TOBIAS STEINMAURER (TOBIAS STEINMAURER)
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Gesundheitsminister Johannes Rauch hat am Abend eine wiederkehrende Maskenpflicht für Innenräume angekündigt.

Die FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen kehrt Mitte kommender Woche zurück. Das kündigte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Pressekonferenz am Freitag an. Ob auch die Schulen einbezogen werden, soll noch mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) geklärt werden. Dazu kommt es zu einer Lockerung der Quarantäne-Regeln für Erkrankte zumindest in Spitälern und Pflegehäusern.

Argumentiert wurde das Paket vom Ressortchef im Wesentlichen mit der Überlastung der Mitarbeiter angesichts der hohen Patientenzahlen in den Gesundheitseinrichtungen. Rauch verwies darauf, dass sich die Prognosen seit Beschluss des Lockerungspakets verschlechtert hätten. Auch in den kommenden beiden Wochen würden Infektionszahlen von über 50.000 pro Tag erwartet. Heute wisse man, dass die Lockerungen zu früh gekommen seien.

Spitäler teils über Belastungsgrenze

Gespräche mit Krankenhausbetreibern und den für Pflegeheime zuständigen Soziallandesräten am heutigen Tage hätten ihn mit Sorge erfüllt. Man sei an der Belastungsgrenze und darüber: "Der Betrieb ist nur noch mit Mühe aufrecht zu erhalten."

Wie die neuen Quarantäne-Vorschriften aussehen - aktuell kann man sich erst nach fünf Tagen freitesten - wollte Rauch nicht sagen. Das werde noch diskutiert, die Regel müsse epidemiologisch vertretbar sein. Orientieren will er sich an internationalen Beispielen, wie etwa in den USA. Aber unter bestimmten Bedingungen sollen auch noch Erkrankte wieder arbeiten können. Eine Empfehlung sprach der Minister für Home Office aus.

Besprochen wurde die aktuelle Situation auch im Beratungsgremium Gecko, in dem es zuletzt gebrodelt hat. Mehrere Mitglieder überlegten, ihre Funktion niederzulegen, weil sie nicht als Feigenblatt dienen wollten. Letztlich machte nur der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuz Gerry Foitik die Drohung tatsächlich wahr, wie Rauch bestätigte.

Andere, die ebenfalls zu den Unzufriedenen zählten, wie der ehemalige Verteidigungsminister Thomas Starlinger und der Mikrobiologe Andreas Bergthaler bleiben ebenso wie Herwig Ostermann von Gesundheit Österreich GmbH, bei dem ob seiner Funktion ein Rückzug aber ohnehin nie ernsthaft eine Option war. Rauch hat sich eigenen Angaben zu Folge für Unstimmigkeiten entschuldigt.

Öffnungen vor zwei Wochen

Am 5. März ist in Österreich ein Großteil der Maßnahmen gefallen, die zur Eindämmung der Coronakrise dienten. Angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen stellt sich vielerorts die Frage, ob die Lockerungen zu früh kamen.

Die Maskenpflicht gilt derzeit nur mehr an bestimmten Orten, nämlich in den Kundenbereichen des lebensnotwendigen Handels, in Krankenanstalten oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wien blieb unterdessen strenger, hier gilt die Maskenpflicht im gesamten Handel.

Eine Rückkehr zur weitreichenderen Maskenpflicht in ganz Österreich soll noch heute nach Beratungen des Gecko-Gremiums verkündet werden, heißt es in den Medienberichten.

Die Länder gaben sich Freitagvormittag trotz Höchstwerten bei den Infektionszahlen und daraus teils resultierenden Engpässen in den Spitälern hinsichtlich etwaiger Verschärfungen der Corona-Maßnahmen überwiegend abwartend. Neben Wien, das die ohnedies strengeren Maßnahmen beibehält und Spitalsbesuche einschränkt, überlegt Salzburg erneut Verschärfungen, wie die "Salzburger Nachrichten" berichten. Dort werden in den Krankenhäusern bereits planbare Operationen verschoben.

Kritik an Öffnungen

Dass bei regelmäßigen Rekordwerten an Neuinfektionen die Gratistests ab April reduziert und die Quarantäneregel gelockert werden, stieß im Vorfeld der kolportierten Beratungen auf viel Kritik. Die Ärztekammer warnte vor einer Überlastung der Spitäler. „Unsere Spitäler sind überfüllt, unser Personal überlastet und großteils selbst infiziert, das kann alles noch sehr hässlich enden“, sagte Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellter Ärzte. Aus Wien - das gestern rigidere Maßnahmen verkündete, als sie der Bund verhängt hatte - kam scharfe Kritik. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker sprach von einem „Experiment an über acht Millionen Österreichern“, Michael Ludwig (beide SPÖ) meinte in Richtung des neuen Gesundheitsministers Johannes Rauch (Grüne): „In der Pandemie muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen, auch wenn es da und dort knirscht.“ 

Dieser meinte in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ (Freitagausgabe), er werde nun mit Experten die Situation und die Prognosen evaluieren. „Ich habe die Öffnungen geerbt, die das Infektionsgeschehen jetzt beeinflussen“, so Rauch, war er an der Entscheidung der Lockerungen doch noch nicht im Amt des Gesundheitsministers. „Aber Pandemiemanagement heißt nicht, ein Schnellboot steuern, sondern einen Tanker, der träge ist.“ So werde er mit Fachleuten beraten, welche Maßnahme wann greifen würde - und ob man damit die Welle früher brechen könnte.

Auch Fachleute des Corona-Beratungsstabs der Regierung Gecko meldeten sich zuletzt kritisch zu Wort und meinten, sie hätten sich nicht für die Lockerungen ausgesprochen. Epidemiologin Eva Schernhammer etwa meinte in der „ZiB 2“ am Mittwoch, Lockerungsschritte hätte man erst bei einem „deutlichen Abwärtstrend der Infektionen“ empfohlen. "Der Unmut ist bei manchen in Gecko groß und schließt mit ein, wie es in den letzten Wochen gelaufen ist", zitiert die „Wiener Zeitung“ den Molekularbiologen Andreas Bergthaler. Gemeint hätte er damit jene Beschlüsse, „die die Politik entschieden hat und die in dieser Form nicht mit Gecko abgestimmt wurden". Dieser „Unmut“ ist so groß, dass es am Freitag zu Abgängen aus dem Gremium geben könnte, heißt es im Bericht.

(Red./ag.)

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