Funeral for a Dog - S1
Streamingtipps

Neue Serien: Eine Liebe zu dritt und allerlei Blender

Neu im Streaming-Programm: Die von Barbara Albert (mit-)inszenierte Serie „Funeral for a Dog“, Jared Leto und Anne Hathaway als narzisstische Start-Up-Gurus, die Monster aus „Big Mouth“ und eine Doku über eine toxische Beziehung.

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Funeral for a Dog

Dreiecksbeziehung mit Metaebene
Serie, zu sehen auf Sky

Journalist Daniel Mandelkern (Albrecht Schuch; „Systemsprenger“) steht am Flugzeugklo und kotzt. Dann reißt er sich den Ehering vom Finger und schmeißt ihn dem Erbrochenen hinterher. Mitten in einer Lebenskrise ist er auf dem Weg nach Italien, um Schriftsteller Mark Svensson (Friedrick Mücke; „Wunderschön“) zu interviewen, der abgeschieden an einem See lebt.

Es braucht ein bisschen, bis man sich in „Funeral for a Dog“ einfindet. In ständigen Ortswechseln und Zeitsprüngen erzählt die Serie von einer Ménage-à-trois, die dann doch nicht ewig hielt. Svenssons Dreiecksbeziehung mit Tuuli (Alina Tomnikov) und Felix („Tatort“-Kommissar Daniel Strässer) begann bei einem Hilfsprojekt in Kolumbien. Die drei trinken, feiern, kiffen und schlafen miteinander, sie retten einen Hund, dem sie ein Bein amputieren, und reisen an den Polarkreis. Svensson hat das Erlebte in einem Roman verarbeitet, von dem Daniel fasziniert ist. Doch in Italien erlebt er Svensson und Tuuli zänkisch und verschlossen. Etwa ist schief gelaufen: Felix ist tot. Und in Daniel wächst das Misstrauen.

Die Regisseure Barbara Albert („Nordrand“, „Slumming“) und David Dietl nähern sich den Dreien und ihrer sich allmählichen verändernden Beziehung langsam an. Sie erzählen in schönen Bildern, bauen die Spannung sacht auf. Wäre es ein Buch, es wäre kein Pageturner, aber ein wunderbarer Roman für ein langes Wochenende. (i. w.)

WeCrashed

Aufstieg und Fall eines Start-Ups
Serie, zu sehen auf Apple TV+

„You are a supernova“, sagt Rebekah (Anne Hathaway) ihrem Mann Adam Neumann (Jared Leto) immer wieder, und es zeugt von ihrem Faible für pathosschwangere Ermutigungsrhetorik wie von ihrem Glauben an kosmische Energien. Zumindest bei ersterem steht ihr Adam um nichts nach: Der in einem Kibbuz aufgewachsene, voller Geschäftsideen nach New York gekommene Unternehmer, dessen wahre Geschichte hier erzählt wird, gründete das Start-Up WeWork (ein Vermieter von Co-Working-Büros, in denen, wie die Serie darlegt, Selbstausbeutung mit Freibier und dienstlichen „Sommercamps“ belohnt wird), wurde Milliardär und schließlich wegen seines exzentrischen Verhaltens aus der eigenen Chefetage gedrängt.

Leto spielt diesen selbstherrlichen Business-Guru mit seiner üblichen Brillanz und kräftigem israelischem Akzent. Hathaway ist eine Wucht als mindestens ebenso entschlossene und überzeugungskräftige Partnerin (noch ein Mantra von ihr: „Fear is a choice“). „WeCrashed“ erzählt nicht nur mit fröhlicher Faszination von unternehmerischer Verblendung und Realitätsverlust, sondern von der innigen Liebe zweier Narzissten, die an ihre eigenen Posen glauben. (kanu)

Human Resources

Hormonmonster im Büroalltag
Serie, zu sehen auf Netflix

Wir kennen die Biester. Sie tauchten schon in der ebenfalls animierten Serie „Big Mouth“ zuverlässig auf: Wenn ein Teenager beim Tanzen von einer Erektion überrascht wurde und nicht wusste, wie er sie verbergen sollte, etwa. Oder wenn ein Mädchen mit einem hervorblitzenden knallroten BH in die Schule kam und sich dann vor lauter Scham in der Toilette versteckte. Da kamen dann die Hormonmonster oder die Love-Bugs oder die Logik-Rocks vorbei, trösteten, beruhigten oder stachelten auf.

„Human Ressources“ ist ein Spin-Off, das diese Monster in den Mittelpunkt stellt, und zwar ihren Büro- und Arbeitsalltag. Da wird darüber gestritten, ob der Schützling sein geleastes Auto in den Fan-Farben seines Clubs anpinseln darf und in Meetings wird diskutiert, wie man mit der Schwangeren umgehen soll, die keine Bettruhe einhalten will. Und dann gibt es noch Ärger, weil die Hormonmonster zum Missfallen der anderen ihren Sexualtrieb in der Kantine ausleben, woraufhin eine Empathie-Eule mit der Schlichtung betraut wird. Die Monster sind auf eine süße Weise komisch, wobei die Teenager von „Big Mouth“ vielleicht noch süßer und komischer waren – sicher aber herzzerreißender. (best)

Bad Vegan

Rohkost und Ranküne
Doku, zu sehen auf Netflix

Hochstaplergeschichten sind bei Netflix gerade hoch im Kurs, ob „Inventing Anna“ oder „Der Tinder-Schwindler“. In dieser geht es im Grunde um eine toxische Beziehung. Sarma Melngailis betreibt in New York ein Restaurant für vegane Rohkost, in dem auch Bill Clinton und Alec Baldwin regelmäßig essen, als sie Anthony Strangis kennenlernt. Bald muss sie ihm ständig Geld schicken, mehr als sie hat. Anfang 2015 ist das Restaurant pleite, Gehälter und Mieten sind ausständig. Das Paar flüchtet und wird verhaftet, ausgerechnet eine Pizzabestellung bringt die Polizei auf ihre Spur.

In „Bad Vegan“ zeichnet Regisseur Chris Smith (Produzent von „Tiger King“) das Bild einer reservierten und verzweifelten Frau, die absurde Lügen glaubte: Stranis versprach ihr, ihren geliebten Hund unsterblich zu machen. Melngailis und viele ihrer ehemaligen Angestellten und Weggefährten wurden für die Doku interviewt (man behält kaum den Überblick). Den Antagonisten hört man nur in Mitschnitten von Telefonaten aus der Zeit vor der Verhaftung. Das ist erschreckend genug: Wie Strangis die Gastronomin manipuliert und von ihrem Umfeld isoliert, gleichzeitig von „Liebe“ redet, verdient das Wort toxisch. (her)

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