Am Herd

„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte!“

Und manchmal liegt in meinem Bett eine Haarspange und die weiße Schokolade ist alle – über Kinder, die ausgezogen sind und von Zeit zu Zeit vorbeischauen.

So ist das also. Meine Töchter haben ihr eigenes Leben. Ihre eigenen Wohnungen, ihre eigenen Basilikum-Töpfe und Garderobenständer und Waschmaschinen, sie kochen nach eigenen Rezepten, müssen selbst die Handwerker anrufen und im Notfall bringen ihre Freunde den Tee und das Mexalen ans Bett, nicht mehr ich. Wenn die Kinder am Sonntag zum Essen kommen, sind sie bei uns zu Gast, dann schieben wir wieder einmal ein ganzes Hendl ins Rohr oder mein Mann bäckt einen Berg an Schnitzeln heraus, dann ist es wieder wie früher, laut und lustig und manchmal wird gestritten, nur dass die beiden irgendwann ihre Schuhe und ihre Mäntel anziehen, und wenn mein Mann und ich dann spätabends die Katze mit den Hendlresten füttern, ist es seltsam leise.

Es gibt viel weniger Wäsche zu waschen und einzukaufen, und es liegen auch viel weniger Jacken und Handtücher herum, und wenn ich ein Häferl brauche, ist immer eines da. Soviel zu den guten Seiten.


Manchmal freilich, manchmal, kommen die Kinder auch zwischendurch vorbei – etwa um zu lernen. Weil es da diesen langen, gemütlichen Tisch im Wohnzimmer gibt und wenig Ablenkung und einen Kühlschrank, der zwar nicht mehr so voll ist wie früher, aber für einen Snack reicht es allemal. Wenn ich dann von der Arbeit nach Hause komme, beugt sich eine Tochter über ihren Laptop, umringt von Büchern und Skripten, neben sich einen halb aufgegessenen Avocado-Toast mit Ei, und ich tapse leise vorbei, setze mich in meinen Lesesessel und warte, bis sie vorbeikommt, um zu reden und mit der Katze zu kuscheln.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.