Lokalkritik

Unter 20 Euro im Specht

(c) Karin Schuh
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Das Restaurant Specht hat während der Pandemie umgebaut und neu eröffnet: Wiener Klassiker in gediegenem Ambiente zu nicht gerade günstigen Preisen.

„Wie damals“ ist natürlich ein relativer Begriff. Worauf genau sich der Beiname des Lokals Specht in der Wiener Bäckerstraße bezieht, wird nicht erklärt. Aber das macht nichts. Das Haus, in dem das Lokal untergebracht ist, hat eine lange Geschichte – und auch eine lange gastwirtschaftliche Geschichte, die teilweise die alten Gemäuer auch widerspiegeln. Schon im 15. Jahrhundert soll man sich hier dem Wein und auch Brettspielen gewidmet haben. Und auch während des Wiener Kongresses Anfang des 19. Jahrhunderts sollen an dieser Adresse Landesfürsten gern eingekehrt sein. „Zu unserem Bedauern können die alten Mauern vom Specht nicht sprechen“, heißt es auf der Website des Lokals.

Das macht aber nichts, die historische Atmosphäre ist da und das Lokal, das im Sommer 2020 umgebaut wurde, ist ein sehr hübsches, im hinteren Bereich verwinkeltes Restaurant, in dem es sich gediegen speisen lässt.

Wiener Schmankerl nennt man die kleinen Gerichte, die hier angeboten werden, wie gebackene Blunzen, Weinbergschnecken vom Gugumuck oder Schwammerlsuppe. Man könnte auch einfach Vorspeisen dazu sagen oder Zwischengerichte. Salate, Suppen, Hauptspeisen und Desserts gibt es genauso. Manche der Wiener Schmankerl fallen gar sehr klein aus und erinnern von der Größe her eher an den Gruß aus der Küche, wie die Mini-Portion eingelegte rote Rüben auf Kren-Mousse und mit einem Klacks Walnuss-Pesto (6 Euro). Die Topinamursuppe mit Kalbspraline (7 Euro) ist da verhältnismäßig groß bemessen. Gut ist beides. Ebenso die Rindsroulade vom Bio-Bergweiderind mit Bandnudeln (19 Euro) oder auch das als „Freilandwildhuhn“ bezeichnete gebratene Huhn auf Szegediner-Krautfleckerl (20 Euro). Gute Zutaten, solides Handwerk, wenn auch die Preise selbst für diese Adresse eher hoch angesetzt sind. Aber ein hübsches Lokal, auf das sich sicher viele einigen können.

Specht: Bäckerstraße 12, 1010 Wien, Di bis Sa 16–24 Uhr, ✆ 01/89 022 89, www.specht-lokal.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2022)

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