Serie: Wiener Originale

Waluliso - skurriler Botschafter des Friedens

Er kämpft für Frieden und die Lobau, den Dschungel Wiens. Wickerl Weinberger, der sich Waluliso nennt – eine Abkürzung für Wasser-Luft-Licht-Sonne – gilt für manche als wirrer Sonderling.

In beklemmenden Zeiten wie jetzt wäre er ein Social-Media-Star.
Der selbst ernannte Friedensapostel, der in eine aus weißem Leintuch geformte Toga gehüllt, von einem Lorbeerkranz gekrönt, mit einem Apfel und einem Hirtenstab in den Händen als skurrile Figur durch die Wiener Innenstadt zieht. Seine Fingerspitzen sind zu einem Victory-Zeichen geformt. Ein Original, das Aufsehen erregt: „Friiiede auf Erden“ ruft das Wiener Original ständig Passanten nach. Ein Wirrkopf, der das Stadtbild prägt. Ein Individualist, der Nächstenliebe predigt. Nicht immer trifft er auf Gegenliebe, wird als Spinner abgetan, doch Waluliso lässt sich von seiner Mission nicht abbringen.

Oft begegnen einander in den 1980er- und 1990er-Jahren zwei Wahrzeichen Wiens: Wenn Helmut Zilk falsch parkende Autofahrer schimpft, kommt ihm oft jene wandelnde, weiße Figur entgegen: Wickerl Weinberger. Bereits Mitte der 1970er-Jahre gibt er sich selbst einen Fantasienamen – den er sich 1986 auch amtlich eintragen lässt – gebildet aus den jeweils ersten beiden Buchstaben der Begriffe Wasser, Luft, Licht, Sonne: Waluliso.

Für den Bürgermeister ist der Friedensapostel, der Kämpfer für einen ökologischen Lebensstil und für den Verzicht materiellen Überflusses, „ein Botschafter des Guten und Schönen – aber natürlich ist er verrückt. Nur ein Verrückter kann so leben.“ Jedenfalls sei er eine Bereicherung für Wien: „Eine Stadt, die sich nicht todernst nimmt, braucht solche Originale“, meint Zilk 1998 bei der Ausstellungseröffnung eines Mini-Museums – einer Erinnerungsstätte in drei Auslagenfenstern des Sportgeschäftes Schuh Ski. Zu bewundern sind Dokumente und Objekte, die vom Friedensfreund übrig geblieben sind. Waluliso bereist, von Bürgermeister Zilk unterstützt, immer wieder internationale Friedenskonferenzen, in Berlin, Genf oder Moskau und fordert: „Es ist Zeit, dass man aus Heldenplätzen Friedensplätze macht.“

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