Vor einem Jahr blockierte die havarierte „Ever Given“ sechs Tage lang den Suezkanal. Noch immer sind die maritimen Lieferketten von Engpässen geprägt. Chinas Häfen drohen neue Schiff-Staus.
Es ist schon wieder passiert. Fast pünktlich zum Jahrestag der Suezblockade am 23. März hat das Schwesternschiff der „Ever Given“ nun ein ähnliches Schicksal ereilt: die „Ever Forward“ lief in der Chesapeake Bay vor der Küste des amerikanischen Bundesstaats Virginia auf Grund und steckt dort fest. Das Auflaufen dürfte aber keinen so großen Schaden nach sich ziehen, wie die Blockade vom März 2021. Damals war die „Ever Given“ in einen Sandsturm geraten und auf Grund gelaufen. Aus beiden Richtungen stauten sich sechs Tage lang mehr als 400 Schiffe, die an der 400 Meter langen „Ever Given“ nicht mehr vorbeikamen. Nach Angaben der Kanalbehörde entgingen Ägypten wegen der Blockade der wichtigen Handelsroute pro Tag Einnahmen zwischen zwölf und 15 Millionen Dollar. Am 29. März konnte das Containerschiff abgeschleppt werden.
Dass die Bergung sechs Tage dauerte, lag aber nicht nur an den schwierigen Umständen, sondern, dass augenblicklich ein Rechtsstreit entbrannte, wer für die Bergungs- und Folgekosten aufkommen muss. Das Containerschiff zählt zu einem der größten der Welt, Eigentümer ist die japanische Leasingfirma „Shoei Kisen Kaisha“. Betrieben wird es von einer taiwanischen Reederei, von Hamburg aus bereedert und fährt unter Panamas Flagge. Damit musste die Schuldfrage zwischen einigen Partien geklärt werden. Darüber, wie der Streitfall ausging, wurde Stillschweigen vereinbart.
Der Stau im Kanal hat sich schnell aufgelöst, nachdem das havarierte Schiff abgeschleppt worden war. Der Kanal hat keine Schleusen und die Schiffe können dicht hintereinander und zügig durchfahren. Käme es etwa zu einem ähnlichen Stau im Panama-Kanal, würde es weit länger dauern, bis sich dieser wieder auflöst.