Stephanie Mohr inszeniert die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Landestheater in Linz vorbildlich werktreu – und doch mit interessanten Einfällen.
Wenn Wiener beim Heurigen besonders lustig sind, dann trinken sie den Wein direkt aus der Doppelliterflasche. So stellt man sich das offenbar an österreichischen Landestheatern vor, so war das bei den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in Salzburg 2019, so ist das jetzt in Linz – in einer sonst weitgehend untadeligen Inszenierung von Stephanie Mohr. Die vor allem damit punktet, womit man bei Horváth am besten punkten kann: Sie lässt seine Figuren sprechen, wie er sie sprechen lassen wollte. Und sie streicht und strafft seine Szenen nicht.
Auch nicht im dritten Teil der „Geschichten“, in denen der Schrecken der Normalisierung ausagiert wird, so ausführlich, so bedeutsam, dass es schmerzt. „Hier wird jetzt versöhnt“, sagt die Trafikantin Valerie, „Abgründe tun sich auf“, sagt der Fleischhauer Oskar, „Ich bin sehr traurig“, sagt der Spieler Alfred, und Marianne, die sich aus dem ihr vorgeschriebenen Spiel lösen wollte, sagt nur mehr: „Ich kann nicht mehr. Jetzt kann ich nicht mehr.“