Zwischentöne

Die höchsten Kartenpreise für den Intendanten-Darsteller

Die Politik hat Christian Thielemann aus Salzburg vertrieben. Beantwortet das künftige Programm der Osterfestspiele die Frage, warum?

Jonas Kaufmann rettet Nikolaus Bachler. Das war zu erwarten: Der beliebte Tenor war schon in den Jahren, als der ehemalige Schauspieler und Burgtheater-Direktor seine Rolle als Intendant der Bayerischen Staatsoper spielte, seine zweitwichtigste Trumpfkarte. Die wichtigste war der Dirigent Kirill Petrenko.

Die beiden musikalischen Schwergewichte täuschten vor, dass es hinter den Kulissen in München so etwas wie musikalische Kompetenz geben könnte. Die Wahrheit ist: Bachler verstand seine Aufgabe auch im Musiktheater immer von den letzten beiden Silben, vom Theater her. Seinem Nachfolger in Bayern hinterließ er kein Opernrepertoire, sondern ein Regisseursmuseum. München hat kaum noch Dekorationen im Fundus, die mühelos Assoziationen zu bestimmten Stücken zuließen.

Aber wenn Jonas Kaufmann sang, war das den Besuchern und vor allem den Besucherinnen egal. Und wenn Petrenko dirigierte, konnte man die Augen schließen und sich die rechte Optik zur Musik imaginieren. Nun hätte die Übersiedlung Bachlers nach Salzburg klaglos funktionieren können, wenn es dem Neo-Intendanten gelungen wäre, Petrenko samt seinem deutschen Orchester zu den Osterfestspielen zu holen. Für die Berliner Philharmoniker wäre es eine Heimkehr gewesen, und das Festival wäre zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Es war ja einst wirklich das Privatfestspiel des Chefdirigenten der Berliner.

Doch die sind samt ihrem Musikdirektor in Baden-Baden gebunden, seit sie sich aus Salzburg verabschiedet haben. Ein Abschied, der Salzburg nicht geschadet hat, denn es war gelungen, mit Christian Thielemann den einzigen Dirigenten unserer Zeit zu binden, der neben Petrenko imstande sein könnte, kraft singulärer interpretatorischer Fähigkeiten eine Qualität sicherzustellen, die der Höhe der Eintrittspreise adäquat scheint.

Das stand zu Zeiten des Festspielgründers Herbert von Karajan außer Frage und ist mit der Ankündigung von Bachlers erstem Programm (2023) nun vollständig obsolet geworden. Zwar singt Jonas Kaufmann seinen ersten Tannhäuser. Das garantiert Beachtung. Doch Dirigent Andris Nelsons steht wohl für kaum einen Musikfreund auf einer Qualitätsstufe mit Thielemann und Petrenko. Er wird aber auch nur 2023 dirigieren. Als „künstlerische“ Konstante der Osterfestspiele bleibt seit der Entscheidung von Landeshauptmann Haslauer nur Nikolaus Bachler erhalten; und damit vielleicht, wenn das Kartenbüro Glück hat, auch Kaufmann. Im Übrigen sind in Salzburg sonst künftig nur noch die Eintrittspreise höchstkarätig.

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