Pandemie

Wie es an Österreichs Schulen weitergeht

Er sei ein „fleißiger, intensiv arbeitender Mann“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Sonntag im ORF.
Er sei ein „fleißiger, intensiv arbeitender Mann“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Sonntag im ORF.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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In den Klassenzimmern gibt es vorerst kein Comeback der Maskenpflicht. Nach Ostern wird dann weniger getestet. Und für Flüchtlinge werden Schulplätze außerhalb Wiens gesucht.

Wien. Bildungsminister Martin Polaschek, seit etwa 100 Tagen im Amt, hat zuletzt viel Kritik einstecken müssen: Immer dann, wenn heikle Entscheidungen zu treffen wären, gehe der Minister auf Tauchstation, warf ihm etwa die Opposition vor. Polaschek selbst wies das am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ zurück: Er sei ein „fleißiger, intensiv arbeitender Mann“ und zuletzt sehr viel im Schulbereich unterwegs gewesen.

Entschieden hat Polaschek (ÖVP) nun, dass es in den Klassen vorerst kein Comeback der Maskenpflicht geben wird. Zumindest bis zu den Osterferien sollen die relativ lockeren Regeln bestehen bleiben. Sollte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im Rahmen einer neuen Gesamtstrategie Änderungen vorschlagen, werde man sich das an den Schulen evidenzbasiert ansehen, kündigte Polaschek an.

Derzeit gilt an den Schulen, dass die Masken auf den Gängen getragen werden müssen, nicht aber in den Klassenzimmern. Das habe, so der Minister, bisher gut funktioniert. Und auch die Experten hätten kein Veto eingelegt.

Die Testungen an den Schulen sollen bis Ostern noch dreimal pro Woche durchgeführt werden. Aber es sei „klar“, dass es danach zu einer „Redimensionierung“ kommen werde. Festlegen – zwei Tests pro Woche oder nur einer? – wollte sich Polaschek hier nicht.

Skeptisch ist der Bildungsminister bei der – von Gesundheitsminister Rauch angekündigten – Lockerung der Quarantäne-Regeln: Die Schule sei ein besonders sensibler Ort, argumentierte er. Letztlich würde es aber eine Entscheidung der Gesundheitsbehörden bzw. des Gesundheitsministers sein, ob erkrankte, aber symptomlose Personen zur Arbeit gehen könnten.

Und wie steht es mit der Impfpflicht? Sollte man sie für Lehrer nicht aussetzen? Er hielte es für unangebracht, hier einzelne Berufsgruppen herauszugreifen, stellte Polaschek klar. Der Schulbereich sei beim Impfen ohnehin vorbildlich unterwegs: 86 Prozent der Lehrenden seien geimpft. Und auch bei den Oberstufenschülern gebe es hohe Impfraten.

Buddy-System für Flüchtlinge

Noch nicht genau abschätzen kann der Bildungsminister, wie viele Flüchtlingskinder aus der Ukraine in Österreich Schulplätze brauchen werden. Derzeit sind es etwa 1200 Kinder beziehungsweise Jugendliche. 750 bis 800 davon, also etwa die Hälfte, wurden in Wiener Schulen integriert, 400 haben in Niederösterreich einen Platz bekommen. Polascheks Ziel ist es, neu ankommende Jugendliche auch in Schulen anderer Bundesländer unterzubringen.

Bei der Integration will er auf ein Buddy-System setzen. Schüler und Studierende sollen die geflüchteten (Mit-)Schüler betreuen. Von den 2700 ukrainischen Studierenden in Österreich hätten sich schon viele für diese Aufgabe angeboten. Auch eine finanzielle Abgeltung sei hier möglich.

Insgesamt wurden, wie das Innenministerium am Sonntag bekannt gab, bisher 14.500 ukrainische Flüchtlinge in Österreich erfasst. Allein in Wien waren es am Samstag 1000 Personen, bundesweit wurden 2500 registriert. Wobei die eigentliche Erfassung erst seit einer Woche läuft.

Bei den Oppositionsparteien fand der Auftritt des Bildungsministers erneut wenig Anklang. Polaschek sei „einfach auf nichts vorbereitet, hat auf nichts eine Antwort und für nichts einen Plan“, kritisierte SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler. Einen ähnlichen Eindruck hatte offenbar FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl: „Polascheks Motto lautet: Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Der Minister habe alle Verantwortung nur auf den Gesundheitsminister geschoben. Und Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre meinte: „Es ist erschreckend, wenn ein Bildungsminister kein einziges bildungspolitisches Anliegen hat und darüber hinaus auch bei jeder akuten Herausforderung ein Plan fehlt.“

Zum Rücktritt aufgefordert

Der Salzburger Landesverband der Elternvereinigungen an höheren und mittleren Schulen (SLEV) forderte Polaschek am Sonntag in einem offenen Brief zum Rücktritt auf: Die „dramatische“, regional aber unterschiedlich ausfallende Beeinträchtigung des Schulbetriebs infolge steigender Corona-Infektionszahlen führt die diesjährige Zentralmatura „ad absurdum“. Der Minister wolle jedoch „weiterhin an obligatorischen mündlichen Maturaprüfungen festhalten“. Und das sei ein „Ausdruck von Realitätsverlust“. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2022)

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