"Nichts mehr übrig"

Der dunkelste Ort Europas

Der Albtraum von Mariupol: Bewohner Mariupols heben in der Hafenstadt Gräber für die Opfer des Kriegs aus.
Der Albtraum von Mariupol: Bewohner Mariupols heben in der Hafenstadt Gräber für die Opfer des Kriegs aus.REUTERS
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Putins Streitkräfte verwandeln Mariupol in ein Gefängnis ohne Wasser, Heizung und Strom. Das Rote Kreuz nennt die Lage „katastrophal“.

Wien/Mariupol. Als der griechische Konsul Manolis Androulakis aus Mariupol in seiner Heimat ankam, wurde er als Held gefeiert und als Zeuge gehört. Mariupol, sagte Androulakis in die Mikrofone, werde bald auf einer Liste stehen mit Städten wie „Guernica, Coventry, Stalingrad, Grosny und Aleppo“. Alles Orte, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben, weil nichts von ihnen übrig war, als sie der Krieg wieder losgelassen hatte. Mariupol, fürchtete Androulakis nun, würde bald ebenfalls „völlig zerstört“ sein.

Der Diplomat harrte wochenlang in Mariupol aus, der griechischsten aller ukrainischen Städte, um seinen Landsleuten dort zu helfen. Früher war Mariupol eine Hafenstadt mit 400.000 Einwohnern, jetzt ist es ein gigantisches Gefängnis. Mehr als 200.000 Menschen sind dort eingeschlossen – weil es die humanitären Korridore allenfalls auf dem Papier gibt. Aus Mariupol dringen nur noch wenige Nachrichten nach draußen. Sicher ist: Die Menschen hungern, und sie frieren. Sie leben nicht, sie überleben. Es mangelt an allem: Strom, Medikamenten, Wasser, Heizung, Internet sowieso. Ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz bezeichnete die Situation gegenüber „Der Presse“ als „katastrophal“: „Wir sind immer noch nicht in der Lage, Hilfsgüter nach Mariupol zu bringen.“

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