Ein Leben in Balance, das Überwinden von Trennungsschmerz und Hilfe auf dem Weg in eine erfüllte Zukunft. So oder ähnlich lauten die Versprechen von Single-Coachings. Teilnehmende erwarten vor allem Spiritualität und traditionelle Beziehungsvorstellungen.
1,51 Millionen Einpersonenhaushalte vermeldete die Statistik Austria für das Jahr 2020, betrachtet man die Langzeitentwicklung ist klar erkennbar: Singles-Haushalte werden immer mehr. Das Gesundheitswesen und Soziologinnen und Soziologen beschäftigt diese Entwicklung vor allem unter dem Schlagwort „Einsamkeit“.
Neben Kindern oder älteren Menschen sind vor allem Alleinstehende von Einsamkeit betroffen: Singles, die sich eigentlich eine Partnerschaft wünschen. Gerade diese Personen hätten die Coronapandemie und die generell als „Krisenzeit“ empfundenen letzten Jahre besonders getroffen, erklärt Singles-Coach Mariam Wienen: „Die Angst vorm Alleinsein war immer Thema Nummer eins unter unseren Kundinnen, durch Corona ist das noch größer geworden, jetzt ist auch noch Krieg da.“ „In solchen Zeiten werden Ängste lauter“, pflichtet ihr Kollege Sascha Sadeghian bei.
Dem deutschen Autor Daniel Schreiber gelingt es in seinem essayistischem Buch „Allein“ einerseits die Gefühlslage alleinstehender Menschen während Corona einzufangen und andererseits diese Einsamkeit in gesellschaftlichen Kontext zu setzen. „Häufig verbirgt sich hinter dem Reden über die ‚Einsamkeitspandemie‘ nichts weiter als die wehmütige Sehnsucht nach einer guten alten Zeit, nach traditionellen sozialen Modellen von Ehe und Familie, die sich überlebt haben“, schreibt er. Tatsächlich ist unsere Gesellschaft auf die romantische Zweierbeziehung ausgerichtet, für andere Lebens- oder Beziehungsformen fehlen oft das Verständnis oder die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Serie „Gefühlssache“ erscheint immer mittwochs und beschäftigt sich mit Themen rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Sexualität und Selbstliebe. Alle Texte finden Sie unter diepresse.com/gefuehlssache. Geschrieben wird sie von Eva Dinnewitzer, Christine Mayrhofer und Sissy Rabl. Bei Fragen, Anmerkungen, Themenvorschlägen und Kritik schreiben Sie uns gerne an diese E-Mail-Adresse: schaufenster@diepresse.com.