Fotojournalist Evgeniy Maloletka hat seinen Kollegen Mystyslav Chernov fotografiert: Blick auf das zerstörte Mariupol
Ukraine

Flucht aus Mariupol: "Wir hatten keine Ahnung, ob wir hier lebend wieder rauskommen"

Zwei Journalisten dokumentierten die Gräuel in der belagerten Stadt Mariupol. Sie standen auf der schwarzen Liste der Russen - und konnten schließlich die Stadt verlassen. Der Journalist Chernov beschreibt die Flucht in einem Text.

„Es war der 15. März. Wir hatten keine Ahnung, ob wir hier lebend wieder rauskommen.“ Eine Gruppe ukrainischer Soldaten hatte Mystyslav Chernov und seinen Kollegen Evgeniy Maloletka in ein Auto geführt, sie fuhren minutenlang durch das zerschossene Mariupol, während im Hintergrund die Explosionen nicht aufhören wollten. Unter höchster Lebensgefahr brachte die Gruppe die Journalisten in einen Bunker. Dort schließlich erklärte ihnen ein Polizist: „Wenn sie euch erwischen, dann erwischen sie eure Kamera. Sie werden euch zwingen, vor der Kamera zu lügen. Alles, was ihr in Mariupol gemacht und dokumentiert habt, wird sich in Luft auflösen.“

Der AP-Fotograf Chernov und sein Kollege waren die letzten Journalisten in der stark umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol. Sie dokumentierten die Gräuel, ihnen ist zu verdanken, dass die Welt sah, was russische Soldaten angerichtet haben. Und sie standen auf der schwarzen Liste der Russen, wie Chernov in seinem Text über seine Flucht aus Mariupol beschreibt. Sie nahmen alles auf, fotografierten, führten Gespräche. Sie befanden sich gerade in einem zerbombten Krankenhaus, als plötzlich russische Soldaten die Räume stürmten und nach den Journalisten fragten. Anwesende Chirurgen gaben Chernov und seinem Kollegen Arztkittel zum Anziehen. Kurz danach kamen dann die ukrainischen Soldaten und nahmen die beiden mit in den Bunker.

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