Staatsoper

„Wozzeck“ in Wiener Vorstadt-Tristesse

++ HANDOUT ++ PREMIERE ´WOZZECK´ VON ALBAN BERG
++ HANDOUT ++ PREMIERE ´WOZZECK´ VON ALBAN BERG(c) WIENER STATSOPER/MICHAEL PÖHN
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Simon Stone inszeniert Alban Bergs Tragödie des kleinen Mannes wie einen TV-Krimi. Etlichen Stimmen fehlt Tragfähigkeit, Philippe Jordan lässt die Philharmoniker viele Effekte aus der Partitur lesen, auf Kosten der Klangkultur.

Auf der Simmeringer Haide hat ein Arbeitsloser namens Franz seine Geliebte erstochen und die Leiche hernach im Kanal versenkt, ehe er sich selbst das Leben nahm. Der Verzweiflungstat war ein heftiger Streit des Paars vorangegangen. Franz hatte vom Verhältnis seiner Marie mit einem notorisch der Trunksucht verfallenen Polizeibeamten erfahren. – So könnte die Chronik berichten. Auch für Regisseur Simon Stone gilt in diesem Fall die Unschuldsvermutung. Wahrscheinlich meint er, mit dieser Reduktion auf zeittypisches TV-Krimi-Niveau einen Beitrag zum Verständnis der Oper „Wozzeck“ geleistet zu haben.

Ist halt der Lauf der Zeit: An der Staatsoper folgte einst auf Oscar Fritz Schuhs geradezu mythologisierend expressionistische Produktion die repertoiretaugliche Inszenierung Adolf Dresens, zeitlos, weil ganz an den Vorgaben des Textbuches orientiert. Ab sofort zeigt Bob Cousins Drehbühne kalte Wiener Vorstadt-Tristesse von heute in wechselnden Perspektiven. Das mag aktuell wirken, wird aber notgedrungen in ein paar Jahren ziemlich alt aussehen. Wozzeck ist übrigens kein Soldat mehr, der im erbarmungslosen Korsett der militärischen Rangordnung als menschlicher Fußabstreifer für alle höheren Chargen dienen muss und von einem Major zum Hahnrei gemacht wird.

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