Fahrbericht

VW Taigo: Ist das der neue (und bessere) Golf?

Etwas kürzer, etwas höher als der Golf: der durchwegs gefällige VW Taigo als eine Art SUV-Mimikry.
Etwas kürzer, etwas höher als der Golf: der durchwegs gefällige VW Taigo als eine Art SUV-Mimikry. Clemens Fabry
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Neue, SUV-artige Formate wie der VW Taigo setzen dem kompakten Urmeter aus dem eigenen Haus zu. Man kann's verstehen.

Es wäre zu früh, den Golf als VWs zentralen Bestseller abschreiben zu wollen – im Vorjahr schaffte er es immerhin noch zum meistverkauften Automodell in Europa. Aber global gesehen ist er im eigenen Haus schon überholt, weil der Tiguan an die Spitze gestürmt ist. Mittlerweile werden über 40 Prozent der verkauften VW-Modelle dem SUV-Segment zugerechnet, Tendenz zunehmend.
Darunter fällt auch der Taigo, der als SUV freilich moderat auftritt, eher als Cross-over, wenn auch mit den typischen Proportionen des Genres: kürzer (um 18 mm), dabei höher (24 mm) als der Golf als kompaktes Urmeter.

Allseits beliebt

Gelungenes Cockpit, ergonomisch ohne Fehl und Tadel, hier mit empfehlenswertem DSG-Automatikgetriebe.
Gelungenes Cockpit, ergonomisch ohne Fehl und Tadel, hier mit empfehlenswertem DSG-Automatikgetriebe. Clemens Fabry

Weniger Radstand im Vergleich (um 14,5 mm) deutet auf etwas weniger Platz im Innenraum hin, beim Volumen des Kofferraums profitiert der Taigo wiederum durch die Bauhöhe – in der Realität weniger, weil sich die gewonnene Höhe bis unters Dach beim Beladen ja nur beschränkt nutzen lässt. Man darf nicht vergessen, dass der Taigo auf einem Kleinwagen basiert, seine Plattform ist eine Nummer kleiner als jene des Golfs. Dass der Preisunterschied dennoch gering ist (Taigo: ab 24.290 Euro, Golf: ab 25.490 Euro) erklärt, warum SUVs auch bei den Herstellern sehr beliebt sind.
So bringt der Taigo vor allem den frischen Wind der Abwechslung, der Käufer von alten Gewohnheiten wegführt. Und mit dem als „SUV-Coupé“ geführten, tatsächlich eher bulligen Hochbau-Kleinwagen kann man sich sehr schnell anfreunden. Das etwas höhere Sitzen wird als angenehm empfunden und hat Vorteile bei der Übersicht und beim Ein- und Aussteigen.


Und es scheint, als hätte VW nach der lauwarmen Rezeption des aktuellen Golf-Innenraums seine Schlüsse gezogen. Das Lenkrad des Taigo ist mit wohltuend normalen Drucktasten ausgestattet, das „Slider“-Unwesen in der Mittelkonsole etwas entschärft, zudem ist die Klima-Einheit, anders als im Golf, beleuchtet. Und so eine good old Handbremse (pardon: Feststellbremse), mechanisch als Griff und nicht bloß elektrisch ausgeführt, ist uns im Zweifelsfall das liebere Bauteil.

Klein und gut motorisiert

In Fahrt zeigt sich, wie gut das Auto komponiert und abgestimmt ist. Der Ein-Liter-Dreizylinder, im konkreten Fall mit 110 PS (wahlweise auch 90 PS), darf ungeschaut als erste Wahl für den Taigo gelten. Speziell gilt das im Verbund mit Automatik in Form des Doppelkupplungsgetriebes, kurz DSG. Zwar wird auch der 1,5-Liter-Vierzylinder (150 PS) angeboten, doch treibt das die Kosten unnötig in die Höhe. Der kleine Turbomotor lässt keine Wünsche offen. Er liefert den Punch exakt dort ab, wo man ihn haben möchte, in den typischen städtischen Situationen, in denen man schnell vom Fleck kommen oder umstandslos einen quicken Sprint einschieben möchte.

Statt Kastenform ein gerundeter Abgang der Heckpartie: VW Taigo.
Statt Kastenform ein gerundeter Abgang der Heckpartie: VW Taigo.Clemens Fabry

Aus einem Motor, der sich solcherart größer macht, als er ist, ergibt sich eine Spritzigkeit, die von Lenkung und Fahrwerk unterstützt wird und zu einem agilen Gesamteindruck führt – in der Werbung würde man lesen: Fahrspaß! Klar, beim Ausdrehen der Gänge über Land zeigt sich, dass kein Big Block unter der Motorhaube steckt. Dies allerdings auch beim Verbrauch, mit um die sechs Liter in einem guten Bereich. Die Mäuse sind also besser in Ausstattung investiert, wie sie unser Exemplar auf 33.700 Euro trieb – mit ziemlich allem an Bord, was den Aufenthalt heute angenehm gestaltet.

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