Academy Awards

Wird Selenskij bei den Oscars eine Rede halten?

Amy Schumer bei der Premiere der Hulu TV-Serie Life & Beth im SVA Theatre. New York, 16.03.2022 *** Amy Schumer at the
Amy Schumer bei der Premiere der Hulu TV-Serie Life & Beth im SVA Theatre. New York, 16.03.2022 *** Amy Schumer at the(c) IMAGO/Future Image (John Nacion)
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Oscar-Moderatorin Amy Schumer hat einen Video-Auftritt des ukrainischen Präsidenten vorgeschlagen. Favorit ist der Netflix-Film "The Power of the Dog".

Seit Wochen rührt die Oscar-Akademie die Werbetrommel für die Oscar-Verleihung, die in der Nacht von kommendem Sonntag auf Montag über die Bühne geht. "Star-Presenter" sollen bei der Show Trophäen verteilen. Die Musikerinnen Beyoncé und Billie Eilish werden ihre nominierten Songs vortragen. Moderiert wird die Gala im Dolby Theatre von den Komikerinnen Amy Schumer, Wanda Sykes und Regina Hall. Schumer hat den Produzenten vorgeschlagen, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij per Video-Auftritt sprechen zu lassen. Die Entscheidung liege aber nicht bei ihr. Thema wird die Ukraine sicher sein: Schumer kündigte bereits an, dass sie keine Angst habe, das Rampenlicht für eine ernste Botschaft zu nutzen.

Doch Unterhaltung steht ohne Zweifel im Mittelpunkt. Erwartet wird das Who's who Hollywoods. Als beste Hauptdarstellerinnen sind unter anderem Kristen Stewart ("Spencer"), Jessica Chastain ("Eyes of Tammy Faye") und Nicole Kidman ("Being the Ricardos") nominiert. In der Männerrunde mischen Will Smith ("King Richard"), Benedict Cumberbatch ("The Power of the Dog") und Javier Bardem ("Being the Ricardos") mit. Auch in diesem Jahr gelten strikte Corona-Auflagen, Nominierte und Gäste müssen Impfschutz und negative Tests vorweisen.

Zuschauer könnten die "größte Eröffnungsshow" in der Geschichte der Oscars erwarten, prahlten die Veranstalter bereits. Es sollen auch 60 Jahre "James Bond" und 50 Jahre "Der Pate" gefeiert werden.

Favorit "The Power of the Dog"

Das bildstarke Western-Drama "The Power of the Dog" führt mit zwölf Nominierungen das Oscar-Feld an. Die Neuseeländerin Jane Campion inszeniert eine queere Story über zwei ungleiche Brüder, die in den 1920er Jahren gemeinsam eine Ranch in Montana betreiben. Benedict Cumberbatch, Jesse Plemons, Kodi Smit-McPhee und Kirsten Dunst sind nominiert. Campion hat gleich drei Gewinnchancen, als Regisseurin, Produzentin und für das adaptierte Drehbuch.

Dass Frauen eine Regie-Trophäe gewinnen, hat Seltenheitswert. Erstmals war das Kathryn Bigelow 2010 mit dem Kriegsdrama "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" gelungen. Im vorigen Jahr machte es ihr die chinesische Regisseurin Chloé Zhao mit "Nomadland" nach, nun gilt Campion als Favoritin, Jahrzehnte nach ihrer Niederlage im Rennen um den Regie-Oscar mit dem Drama "Das Piano" (1994).

Ein Oscar für Beyoncé?

Groß sind die Chancen auf einen weiblichen Oscar in der Song-Sparte: Beyoncé ist für"Be Alive" aus dem Film "King Richard" nominiert, Eilish und ihr Bruder Finneas O'Connell für das Lied "No Time To Die" aus dem gleichnamigen James-Bond-Film. Nominiert sind auch der kolumbianische Singer-Songwriter Sebastián Yatra mit "Dos Oruguitas" aus dem Animationsfilm "Encanto", Country-Star Reba McEntire mit "Somehow You Do" aus "Four Good Days" sowie irische Musiker Van Morrison mit "Down to Joy" aus "Belfast".

Netflix vs. Apple TV +

Sollte der Netflix-Film "The Power of the Dog" den Spitzenpreis holen, so wäre das der erste Oscar-Sieg für einen Streamingdienst in der Sparte "Bester Film". Schärfster Streaming-Konkurrent (Apple TV+) ist der von Kritikern und Zuschauern gefeierte Film "Coda" über ein 17-jähriges Mädchen, das in einer gehörlosen Familie aufwächst. Die Tragikomödie hat dem gehörlosen US-Schauspieler Troy Kotsur in der Vaterrolle schon mehrere Preise eingebracht. Die Branche sieht Chancen für einen Überraschungssieg als "Bester Film".

Insgesamt zehn Kandidaten wetteifern um den Top-Oscar, darunter der japanische Film "Drive my Car" und die Studiofilme "West Side Story", "Belfast", "King Richard" und "Dune". Das Science-Fiction-Drama "Dune" des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve ist nach "The Power of the Dog" der meistnominierte Film mit zehn Gewinnchancen, vor allem in technischen Sparten wie Kamera, Schnitt und Sound.

Der Blockbuster könnte auch zwei deutschen Filmschaffenden ihren jeweils zweiten Oscar einbringen. Der Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer und Star-Komponist Hans Zimmer sollten Dankesreden parat haben. Beide gewannen Mitte März schon bei den Baftas in London die Trophäen für die beste Filmmusik und die visuellen Effekte in dem bildgewaltigen "Dune".

Kritik an gestraffter Verleihung

Zimmer, derzeit auf Europa-Tournee, kritisierte Anfang März Pläne der Filmakademie, die Oscars in acht der insgesamt 23 Sparten, darunter Filmmusik, Schnitt, Kurzfilme und Ton, vor Beginn der Live-Gala auszuhändigen. Ein gestraffter Mitschnitt mit den Dankesreden der Gewinner soll dann während der Show gezeigt werden. "Irgendwie hat die Akademie vergessen, dass wir alle zusammen Kollegen sind, die alle denselben Wert haben", klagte Zimmer.

Viele Künstler, darunter die Oscar-Preisträger Steven Spielberg und Guillermo del Toro, übten scharfe Kritik. Doch die Academy hält offenbar an dem strafferen Format fest. Das Ziel: mehr Platz für Unterhaltung, Musikauftritte und Filmwürdigungen in der Drei-Stunden-Gala.

Die wichtigsten Oscar-Nominierungen im Überblick

Bester Film

Beste Regie

  • Kenneth Branagh, "Belfast"
  • Ryusuke Hamaguchi, "Drive My Car"
  • Paul Thomas Anderson, "Licorice Pizza"
  • Jane Campion, "The Power of the Dog"
  • Steven Spielberg, "West Side Story"

Bester Hauptdarsteller

Beste Hauptdarstellerin

Bester Nebendarsteller

  • Ciarán Hinds, "Belfast"
  • Troy Kotsur, "CODA"
  • Jesse Plemons, "The Power of the Dog"
  • JK Simmons, "Being the Ricardos"
  • Kodi Smit-McPhee, "The Power of the Dog"

Beste Nebendarstellerin

  • Jessie Buckley, "The Lost Daughter"
  • Ariana DeBose, "West Side Story"
  • Judi Dench, "Belfast"
  • Kirsten Dunst, "The Power of the Dog"
  • Aunjanue Ellis, "King Richard"

Bester Animationsfilm

Auslands-Oscar (Best International Feature Film)

  • "Drive My Car“, Japan
  • "Flee“, Dänemark
  • "Die Hand Gottes“, Italien
  • "Lunana: A Yak in the Classroom“, Bhutan
  • "The Worst Person in the World“, Norwegen

(APA/dpa)

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