Ashleigh Barty, 25, erklärte überraschend, aber mit klaren Argumenten ihr Karriereende. Nach dem Triumph in Melbourne fehle der Australierin der Antrieb, sie sei „verbraucht“, habe das Reisen satt und hege jetzt schlichtweg „andere Träume“.
Brisbane. Eine erfolgreiche Tennisspielerin hört auf, sie will und kann einfach nicht mehr. Allerdings, sie ist die Nummer eins der Welt, hat vor Kurzem erst mit dem Gewinn der Australian Open Geschichte geschrieben, ist gesund und weitere Erfolge wären Ashleigh Barty auch sicher gewesen. Doch die Australierin, 25, beendete am Mittwoch überraschend ihre Karriere. Und zwar endgültig.
Die Tennis-Weltranglistenerste erklärte fünf Minuten lang tapfer und mit bemerkenswert offenen Argumenten, warum sie jetzt gehe und einen Schlussstrich ziehe. Sie wolle jetzt „anderen Träumen nachjagen“, die Entscheidung sei „hart, aber richtig“ gewesen. Dann kullerten Tränen über ihre Wangen, Barty wirkte bei diesem Satz dennoch gefasst: „Ich habe das nicht mehr in mir, diesen physischen Antrieb, das emotionale Verlangen. All das, was es braucht, um dich der Spitze zu stellen. Ich bin verbraucht.“
„Als Mensch, nicht als Athletin“
Zumeist übersehen Ausnahmekönner, egal ob aus Politik, Popkultur oder Sport den rechten Augenblick zum Rücktritt. Selten bis nie tritt jedoch eine Nr. 1 zurück. Doch das 6:3, 7:6 gegen Danielle Collins (USA) am 29. Jänner war damit Bartys letztes Match. Da feierte die Spielerin mit indigenen Wurzeln – durch ihre Urgroßmutter väterlicherseits zählt sie zu den Ngarigo-Aborigines – ihren großen Triumph, Australiens ersten Heimsieg seit 1978.
Grand Slams in Wimbledon („Der Traum im Tennis“) und French Open hat sie auch gewonnen, 15 Turniere, 114 Wochen war die in Ipswich nahe Brisbane, Queensland, geborene Rechtshänderin an der Spitze der Weltrangliste. Nur Steffi Graf (186), Serena Williams (186) und Martina Navratilova (156) waren es länger.
Und jetzt? Vor allem, die Frage nach dem Warum geisterte durch die Medienlandschaft. Barty sagt, es warten andere Träume. Allen voran ihr Verlobter, Golfspieler Garry Kissick. Sie gilt als Familienmensch, wolle nicht mehr „um die Welt reisen, von Familie und Zuhause getrennt“ sein. Als 18-Jährige hatte Barty ihre Karriere wegen des Drucks bereits für zwei Jahre unterbrochen. Damals spielte sie lieber professionell Cricket. Ihr Glück definiere sich nicht durch Ergebnisse, sondern Spaß. Und, jetzt wolle sie ihr Leben genießen. „Als Mensch, und nicht mehr als Athletin.“ (fi)