Der Minister nahm seit fast zwei Wochen nicht mehr an öffentlichen Terminen teil. Russische Medien zeigten sich verwundert und spekulierten etwa über gesundheitliche Probleme.
Der Kreml hat am Donnerstag seit Längerem anhaltende Spekulationen darüber zurückgewiesen, wieso Verteidigungsminister Sergej Schoigu mitten im Ukraine-Krieg schon seit rund zwei Wochen nicht mehr öffentlich aufgetreten ist. „Er hat im Moment viel zu tun", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Es sei nicht die Zeit für Medienauftritte. „Das ist durchaus verständlich."
Sogar russische Medien haben sich verwundert gezeigt, dass Schoigu (66) - er trägt den Top-Rang eines Armeegenerals, obwohl er keine militärische Karriere gemacht hat - seit 11. März keine öffentlichen Termine wahrgenommen hat. Spekuliert wurde etwa über mögliche Herzprobleme des Ministers und absichtliche Zurückhaltung aufgrund der Entwicklungen in der Ukraine. Diesen Berichten sollten Medien keinen Glauben schenken, sagte Peskow. Er riet Journalisten: „Bitte wenden Sie sich an das Verteidigungsministerium."
Seit einem Monat dauert Russlands Krieg gegen das Nachbarland Ukraine bereits an. Täglich berichtet der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, über Einsätze der russischen Truppen. Auch Präsident Wladimir Putin meldet sich regelmäßig zu Wort. Er traf sich am Donnerstag mit den Mitgliedern des nationalen Sicherheitsrats. Peskow zufolge berichtete Schoigu dabei „über den Fortschritt der militärischen Spezialoperation" - so wird der Krieg in Russland nüchtern bezeichnet.
Wandern und Fischen mit Putin
Schoigu, ein studierter Bauingenieur, stammt aus einfachen Verhältnissen und kommt aus der Autonomen Republik Tuwa in Südsibirien an der Grenze zur Mongolei. Er war ab 1991 Chef der Zivilschutzbehörde und später der dafür zuständige Minister, 2012 kurzzeitig Gouverneur von Moskau und ist seit jenem Jahr Verteidigungsminister. Als solcher leitete er zumindest formell große Umstruktierungen und Neuausrüstungen der Streitkräfte.
Schoigu ist Vater zweier Töchter und Präsident Putin persönlich stark verbunden, die beiden haben auch privat viel unternommen, nicht zuletzt etwa Wanderungen, Reit- und Angelausflüge in Sibirien. Viele Beobachter sehen ihn als perfekten „Diener", als anpassungsfähiges „Chamäleon" und „letzten Mann im Bunker mit Putin". Günstigere Stimmen glauben, er könne aufgrund seiner einfachen Herkunft und naturverbundenen Art im extremen Notfall auf Putin mäßigend einwirken und sogar als „Sicherung" dienen - etwa, wenn Putin den Krieg auf Nato-Gebiet ausweiten oder gar zur Atombombe greifen will.
(APA/DPA/wg)