Flüchtlingskoordinator

27.000 Ukraine-Flüchtlinge in Österreich registriert

Flüchtlingskoordinator Michael Tacaks.
Flüchtlingskoordinator Michael Tacaks.APA/BMI/MAKOWECZ
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Mehr als 200.000 Ukrainer sind bisher nach Österreich gekommen. Der Flüchtlingskoordinator ist auf Quartiersuche. Länder, Hoteliers und Privatpersonen bieten Unterkünfte an.

Michael Takacs ist auf Quartiersuche. Alle, die aus der Ukraine ankommen und in Österreich Hilfe suchen, sollen ein Dach über dem Kopf bekommen. Das sei derzeit die oberste Priorität, so der von der Bundesregierung eingesetzte Flüchtlingskoordinator am Donnerstag. Der Bedarf ist groß: Takacs rechnet mit bis zu 200.000 Schutzsuchenden.

Seit Ausbruch des Krieges sind bereits 203.000 Personen nach Österreich gekommen, die meisten davon waren aber nur auf der Durchreise. Bisher haben sich 27.000 vertriebene Personen in Österreich registrieren lassen. 70 Prozent davon sind weiblich, 35 Prozent Kinder unter 18 Jahren. Dass auch Männer mit ihren Familien trotz der in der Ukraine herrschenden Wehrpflicht unter den erfassten Vertriebenen sind, habe mehrere Gründe, so der Flüchtlingskoordinator. Zum einen seien viele Personen schon vor diesem Beschluss ausgereist. Zum anderen gebe es Ausnahmen von der Wehrpflicht, etwa für Männer mit drei oder mehr Kindern, oder wenn sie eine pflegebedürftige Person in der Familie betreuen.

43.000 Quartierplätze durch Private

Derzeit ist es noch möglich, die Geflüchteten in Quartieren unterzubringen. Zum einen gibt es in der Bundesbetreuung rund 7000 Plätze, zum anderen gibt es derzeit zahlreiche Hilfsangebote: 43.000 Quartierplätze sind bisher von Privaten angeboten worden. Ob diese verwendet werden können, entscheiden die Länder: Sie sind für die Überprüfung zuständig.

Der Flüchtlingskoordinator ist aber auch selbst aktiv auf der Suche nach Quartieren. So wird er in der nächsten Woche sämtliche Bundesländer besuchen und mit den Landeshauptleuten über die Unterbringung sprechen. Und auch die gemeinnützigen Wohnbauträger will er einspannen: Es sei davon auszugehen, dass diese über leer stehende Wohnungen verfügen. Auch viele Hotelbesitzer hätten sich bei ihm gemeldet und kostenlose Unterkünfte angeboten.

Derzeit setzt die Bundesregierung dabei auf Freiwilligkeit. An Zwangsmaßnahmen wie in den Jahren 2015 und 2016 ist nicht gedacht. Damals hatte die Regierung die Möglichkeit geschaffen, Flüchtlingsquartiere auch gegen den Willen von Gemeinden zu schaffen. Auch eine fixe Quote für die Bundesländer gibt es diesmal nicht. Das sei derzeit für ihn kein Thema, so Takacs.

Die meisten sind auf der Durchreise

Trotz der hohen Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge ist Österreich bei Weitem nicht das am stärksten betroffene Land. Die meisten Flüchtlinge gehen in die Nachbarländer der Ukraine, weswegen die Belastung dort auch enorm sei, sagt Takacs. Sie hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges und dass sie dann rasch in ihr Land zurückkehren können. 2,1 Millionen Vertriebene sind aktuell in Polen angekommen, 500.000 in Rumänien, 450.000 in der Republik Moldau, 300.000 in Ungarn sowie 250.000 in der Slowakei. Insgesamt 240.000 Personen seien bereits nach Deutschland weitergereist.

Probleme bei der Registrierung in Österreich spielt Takacs herunter. Täglich könnten 3200 Personen registriert werden. Ja, es gebe Wartezeiten von mehreren Stunden, aber das sei für Menschen, die aus einem Kriegsgebiet in ein sicheres Land gekommen sind, zumutbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2022)

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