Junge Forschung

Das Weltall zum Greifen nah

Laura Bettiol hatte in der Schule in Italien Astronomie als Pflichtfach. Für einen kurzen Besuch im All ist sie zu begeistern, aber nicht für mehrere Monate.
Laura Bettiol hatte in der Schule in Italien Astronomie als Pflichtfach. Für einen kurzen Besuch im All ist sie zu begeistern, aber nicht für mehrere Monate. [ Caio Kauffmann ]
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Die Weltraumforscherin Laura Bettiol entwickelt Triebwerke, die kleine Satelliten steuern. Der Blick in die Sterne inspiriert sie. Filme, die im Weltall spielen, bringen sie zum Lachen.

Schon in meiner Schulzeit hat mich das Universum fasziniert“, sagt Laura Bettiol. Bei den Zeitungen, die ihr Vater damals in Italien kaufte, gab es als Beilage so schöne Lexika über das Weltall. „Die Bilder in dieser Enzyklopädie haben mich richtig hineingezogen“, erinnert sich Bettiol, die heute bei der Fotec, dem Forschungsunternehmen der FH Wiener Neustadt, Projektmanagerin und stellvertretende Abteilungsleiterin ist. Auch im Gymnasium in Montebelluna lernte sie viel über Astronomie: Das Fach ist in der Oberstufe ein Jahr verpflichtend. „Ich habe mich gern in unserem Garten auf eine Decke gelegt und nachts die Sterne angeschaut und Sternbilder gesucht. Immer wenn es Events gab, wo Astronauten Vorträge gehalten haben, bin ich hingegangen“, erzählt Bettiol lachend. Warum hat sie dann in Padua nicht Astronomie studiert, sondern „Aerospace Engineering“, also Raumfahrttechnik? „Die Astronomie war mir zu theoretisch mit all der Mathematik. Freilich muss man bei Space Engineering auch viel rechnen, aber am Ende hält man etwas in den Händen, das man angreifen und weiterentwickeln kann“, antwortet sie.

Satellit so klein wie eine Schuhschachtel

Zur Person

Nach dem Master folgte der PhD in Raumfahrttechnik an der Universität von Padua. Und sie ging für einige Monate in die USA: In Athens, Ohio, besuchte Bettiol die International Space University (ISU). „Dieses Programm war perfekt für mich: Die Kollegen und die Lektoren – alle so international. Das macht für mich die Raumfahrt aus, dass so viele verschiedene Disziplinen und verschiedene Kulturen zusammenarbeiten“, schwärmt Bettiol. Als fertige Frau Doktor suchte sie gezielt in Österreich eine Stelle, weil ihr Freund aus Wien kommt. Dass es nun die Fotec in Wiener Neustadt geworden ist, freut Bettiol besonders: „Hier kann ich viel in der Forschung weiterentwickeln und zugleich meine Führungsqualitäten ausbauen.“ An einer Universität leidet meistens das eine oder das andere, aber die Mischung aus Projektmanagerin und forschender Mitarbeiterin macht ihr große Freude.

Die Forschung hier dreht sich um elektrische Antriebe im Weltall. Diese sind viel unscheinbarer als die brennenden, rauchenden Antriebe von Raketen, die man aus dem Fernsehen kennt. „Große Raumsonden bewegen sich mit solchem chemischen Antrieb. Der elektrische Antrieb ist wichtig bei kleineren Satelliten und insbesondere bei Nanosatelliten“, sagt Bettiol.

Die Geräte im Weltall haben die Größe einer Schuhschachtel bis hin zu einer Waschmaschine. Sie können mit elektrischem Antrieb ihre Höhe und Richtung ändern. Das niederösterreichische Unternehmen Fotec ist weltführend bei der Entwicklung von „FEEP“-Triebwerken, was für „Field Emission Electric Propulsion“ steht. Die Energie holen sich diese elektrischen Triebwerke aus dem Sonnenlicht. Batterien speichern diese für die Zeit, die die Satelliten im Erdschatten ohne Sonne auskommen müssen. 2018 schickte das Team den ersten Prototyp ins Weltall, der erfolgreich in Betrieb genommen werden konnte. „Ich bin erst 2019 zur Fotec gekommen, es fliegt also noch nichts im Weltraum, was ich in der Hand hatte“, sagt Bettiol.

Ihre Arbeit findet in den Laboren am Campus statt: In der Vakuumkammer werden Weltraum-Bedingungen simuliert, um die Funktionsweisen der Triebwerke zu testen. „In normaler Luft wäre das nicht möglich, diese Geräte funktionieren nur im Vakuum.“ Lange Testreihen zeigen die Haltbarkeit und Belastbarkeit der FEEP-Triebwerke. Wie halten sie hohe Temperaturen aus, wie eisige Kälte? Was passiert bei Erschütterungen, die so stark sind wie ein Raketenstart? „Wir führen auch Schocktests durch, die eine Trennung der Raketenstufen nachstellen“, sagt Bettiol.

Träumt die junge Forscherin davon, selbst einmal ins All zu fliegen? „Sicher nicht für mehrere Monate, ich bin nicht die geborene Astronautin. Aber ein kurzer Flug in den Weltraum, das würde mich sehr reizen.“ Viel zu lachen hat Bettiol jedenfalls bei Filmen, die im Weltall spielen: „Ich schau mir die Kinofilme gern an, aber es ist oft mehr Fiction als Science.“Laura Bettiol (*1989 in Montebelluna) kam nach dem Studium in Italien nach Wiener Neustadt. Bei der Fotec Forschungs- und Technologietransfer GmbH, dem Forschungsunternehmen der FH Wiener Neustadt, forscht sie an elektrischen Antrieben für Satelliten. Bettiol ist überzeugt, dass Mädchen schon früh für das Weltall und für technische Berufe begeistert werden können.

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