Nachdem die muslimische Minderheit brutal aus Burma vertrieben wurde, leben nun mehr als 750.000 Rohingya in Bangladesch – hinter Stacheldraht, in trostlosen Camps eingesperrt.
Neun Quadratmeter misst die Hütte. Die wackeligen Wände sind aus Bambus, das Dach eine Plastikplane. Es ist brütend heiß, die Mücken schwirren. Samanna hockt im Halbdunkel auf dem Lehmfußboden, sie blickt in ihre Zukunft: Die Mutter, die müde über dem offenen Feuer kocht. Die mageren kleinen Geschwister, die sich streiten. Samanna ist 12 Jahre alt. Sie weiß: Nicht mehr lange, dann wird sie die Mutter, werden es ihre Kinder sein. Mehr darf sie vom Leben nicht erwarten.
Samanna gehört zu den „vielleicht am schwersten diskriminierten Menschen“. Denn sie ist Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Rohingya, die eigentlich in Burma (Myanmar) zu Hause ist. Dass das Mädchen in Bangladesch, einem fremden Land, ein wahrhaft trostloses Dasein fristet, hat Gründe, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Bereits 1982 wurde den Rohingya – Nachfahren von Wanderarbeitern, die in der tropischen Küstenregion Burmas leben – die Staatsbürgerschaft aberkannt.