Ai Weiweis Vater, in China ein berühmter Dichter, verband eine Hassliebe mit der KPCh. Seine erste Reise nach jahrelanger Verbannung führte ihn 1979 nach Europa, wo er als junger Mann zur Poesie fand. Eine Spurensuche in Frankreich, Deutschland und Österreich.
„Für einen Dichter ist es natürlich am schlimmsten, wenn er nichts veröffentlichen darf. Es bedeutet den Tod . . . Aber ich bin nicht gestorben.“ Wenige Wochen erst war Ai Qing offiziell rehabilitiert, als er nach jahrelanger politischer Verbannung im Mai 1979 ins Ausland reisen durfte. „Nach 1957 war ich von allem abgeschnitten. Ich lebte wie in einem Sarg“, sagte der chinesische Poet dem deutschen Publizisten Wolfgang Schwiedrzik damals.
Ai Qing hinterließ einen bleibenden Eindruck auf die Menschen, denen er bei seinem einmonatigen Besuch in Deutschland, Österreich und Italien begegnete. Die Hochs und Tiefs seines Lebensweges hatten den 69-Jährigen gezeichnet. Trotz seiner eindrucksvollen Statur und starken Ausstrahlung blieb er in seinem Auftreten zurückhaltend: Deutsche und österreichische Bekannte beschreiben ihn als sanft, leise, dankbar, reflektiert. Seine Rehabilitierung und damit verbundene Reisen in und außerhalb Chinas läuteten eine Periode im Schaffen des Künstlers ein, die ihm in seinem Heimatland viel Anerkennung brachten.
Dabei war der junge Jiang Haicheng, wie sein Geburtsname war, eigentlich der Malerei verschrieben. Erst ein dreijähriger Aufenthalt in Frankreich machten den gebürtigen Zhejiang-Chinesen zum Dichter Ai Qing.