Interview

Ökonomin García Herrero: „EU überlebt ohne Zentralisierung nicht“

Gekämpft wird in Taiwan im Museum. Aber Chinas Reaktionen auf den Ukraine-Krieg zeigen deutlich, welche Ambitionen Peking mit Blick auf die Insel verfolgt.
Gekämpft wird in Taiwan im Museum. Aber Chinas Reaktionen auf den Ukraine-Krieg zeigen deutlich, welche Ambitionen Peking mit Blick auf die Insel verfolgt.(c) REUTERS (ANN WANG)
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In China interessiere sich kein Mensch dafür, wie groß Europas Wirtschaft ist, sagt die Ökonomin Alicia García Herrero. Im Kräftemessen der Großmächte gehe es darum, die Wirtschaft auch für politische Ziele einzusetzen. Wenn Europa nicht bald akzeptiert, dass das Kräftemessen um die Weltordnung erst begonnen hat, drohe sein Untergang.

Der Westen hat schnell und relativ geschlossen auf die russische Invasion in der Ukraine reagiert. Hat Wladimir Putin seinen Krieg aus Chinas Sicht schlecht getimt?

Alicia García Herrero: Egal, ob China vom Krieg wusste oder nicht. Nach Putins Plänen hätte er schnell gehen sollen, Russland stärken und den Westen schwächen sollen. Das wäre im Interesse Chinas gewesen, insofern war das Timing nicht schlecht. Jetzt wissen wir, wie der Westen reagiert hat, und China hat realisiert, wie teuer so ein Angriff sein kann. Die naheliegende Antwort ist also: Nein, das Timing war nicht gut für China. Aber China ist wendig, bis vor Kurzem hieß es aus Peking, dass die Ukraine und Taiwan nicht vergleichbar seien, weil Taiwan eben ein Teil Chinas sei. Jetzt hört man, China und die Ukraine seien vergleichbar. Taiwan sei praktisch wie die abtrünnigen Provinzen der Ukraine, also Luhansk und Donezk. Und wenn der Westen die Integrität der Ukraine verteidigt, müsse er auch die Integrität Chinas verteidigen. Der Westen solle da keine doppelten Standards anlegen.

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