Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja kritisiert Lukaschenkos Beteiligung am Angriffskrieg des Kreml und hofft auf einen Sieg der Ukraine. Dieser könnte auch das Regime in Minsk erschüttern.
Mit welchen Gefühlen blickt die belarussische Gesellschaft auf den Krieg in der Ukraine? Wo liegen die Sympathien – in Kiew oder in Moskau?
Swetlana Tichanowskaja: Kein einziger Belarusse rechnete damit, dass es so einen Krieg geben könnte. Nach den Krim-Ereignissen war zwar das Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland sehr angespannt; aber von belarussischer Seite gab es ja keine Ansprüche. Unsere Beziehungen zur Ukraine waren immer sehr freundschaftlich. Zudem verbinden viele Bewohner verwandtschaftliche Beziehungen. Dass von Belarus aus Raketen auf die Ukraine abgeschossen werden, kann unsere Gesellschaft überhaupt nicht verstehen und akzeptieren.