Jeep

Im Gladiator zum Terminator

(c) Juergen Skarwan
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Ein Diesel-V6, ein Benzin-PHEV: Jeeps Spagat auf dem Weg in die Zukunft.

»Er ist ein blutiges Steak, extremely rare.«

»Mit dem Wrangler wird die Parkplatzsuche in der Stadt zum Abenteuer.«

»„Was immer er gemacht hat, Arnold wollte immer der beste sein.“«

(c) Juergen Skarwan

Lautlos in die Wälder – oder in die Stadt

In Zeiten von Dreizylindermotoren und rein elektrischen Antrieben, von raffinierten Einzelradaufhängungen und Noise-Cancelling-Systemen für den Innenraum ist so ein Auto wie ein Schnurrbart und Brusthaare im 21. Jahrhundert: 5,6 Meter lang, fast 2,5 Tonnen schwer, Dreiliter-Sechszylinder-Dieselmotor, ein Leiterrahmen und Starrachsen.

Der Jeep Gladiator, der Pick-up der US-amerikanischen Kultmarke, ist eine Naturgewalt. Um in Speisekategorien zu sprechen:

Das verschwindet im Jahr 2022 freilich nach und nach von der motorischen Speisekarte. Gereicht wird leichtere Kost: Autos, die von kleinen Verbrennungsmotoren angetrieben werden oder deren Benzinmotor zumindest elektrische Hilfe bekommt – und sei es nur von einem 48-Volt-System. Im Jeep Gladiator sind nur die Fensterheber elektrisch.

Ist das noch zeitgemäß? Man hat bei Jeep lange darüber diskutiert, wie sich die Marke positionieren soll. Firmenintern meinten manche, dass Elektro- und Hybridmodelle nicht zum Image der Marke als letzter Hersteller echter Geländeautos passen würden.

Die Ansichten haben sich wohl nicht zuletzt mit den Besitzern geändert. Mittlerweile gehört Jeep zum Stellantis-Konzern und dort ist klar, dass die Zukunft in der Elektrifizierung liegt. Firmenchef Carlos Tavares kündigte erst kürzlich an, dass man im Jahr 2030 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen will.

Das ist für Jeep eine ziemliche Herausforderung. Erst im kommenden Jahr wird der erste vollelektrische Jeep auf den Markt kommen (er dürfte auf der Plattform aufbauen, auf der auch die elektrischen Versionen des Opel Corsa und des Peugeot 208 stehen). Ab 2024, 2025 soll dann das Aushängeschild der Marke, der Wrangler, als vollelektrischer Magneto angeboten werden.

Der Wrangler steht wie kein anderes Modell für Jeep. Er erinnert nach all den Jahrzehnten und vielen Designänderungen (darunter ein Modell, der Wrangler YJ, mit unsäglichen viereckigen Scheinwerfern) an den Willys, der 1940 die Marke begründet hat.

Machen wir einen Einwurf, weil es eine schöne, nicht unbedingt wahre Geschichte dazu gibt, wie Jeep zu seinem Namen gekommen ist. In der Comic­serie „Popeye“ gibt es ein tierische Superwesen, das seinem Freund immer dann hilft, wenn er trotz seines Spinatkonsums nicht mehr weiter weiß. Eugene the Jeep ist stark, kann klettern, alle Hindernisse überwinden, ist nicht zu stoppen – und deswegen nannten die Soldaten der US-Armee im Zweiten Weltkrieg den Willys-Geländewagen Jeep.
Die andere Erklärung ist prosaisch: Der Name komme von der Abkürzung GP für „general purpose vehicle“, Allzweckfahrzeug. Und diese Abkürzung wird englisch „Dschieh Pieh“ ausgesprochen. Daraus sei Jeep geworden.

Der Wrangler also, zwar nicht das meistverkaufte Modell des Herstellers in Europa, aber begehrt bei Hardcore-Offroadern und auch bei jenen, die mit dem Auto ein Lebensgefühl kaufen. In dem Fall Abenteuer und Freiheit, auch wenn sie am Ende nur verzweifelt auf der Suche nach einem Parkplatz durch den achten Wiener Gemeindebezirk irren.
An sie richtet sich das jüngste Angebot von Jeep, ein Plug-in-Hybridmodell (PHEV) des Wrangler. Er kombiniert einen Zweiliter-Benzinmotor (272 PS) mit zwei Elektromotoren (145 PS), die von einer 17,3 kWh-Batterie (13,3 kWh sind nutzbar) angetrieben werden. Das Abenteuer der täglichen Pendlerstrecke kann man damit rein elektrisch bewältigen, 40, 50 Kilometer sind je nach Fahrweise möglich.

Der Jeep Gladiator, der auf der gleichen Plattform wie der Wrangler steht, ist im Vergleich ein ganz anderes Tier. Wir haben die beiden Jeeps dorthin ausgeführt, wo ein ähnlich Widersprüchlicher geboren wurde und dem man in der Linkastraße 9 in Thal bei Graz ein eigenes Museum eingerichtet hat: Arnold Schwarzenegger, auf der einen Seite der Terminator, der alles kurz und klein schießt, auf der anderen der sensible Kindergarten-Cop, der in jüngster Zeit einen vegetarischen Lebensstil predigt (und zumindest teilweise auch selbst lebt).

„Der Arnold hat viele Seiten“, sagt Peter Urdl, lange Jahre Bürgermeister in Thal und Initiator des kleinen Museums in Schwar­zeneggers Geburtshaus. „Aber was immer er gemacht hat, er wollte immer der Beste sein.“

Auf 200 Quadratmeter hat man in dem Haus, in dem der Steirer groß, aber nicht berühmt wurde, liebevoll die prägenden Stationen von Schwarzeneggers Leben zusammengestellt: Arnie der Bodybuilder, der Filmstar, der Gouverneur. Im ersten Stock gibt es sogar noch das Plumpsklo mit dem Original-Holzdeckel, auf dem – angeblich – schon Arnie gesessen ist . . .

Über 1100 Ausstellungsstücke hat Urdl gesammelt und Schwarzenegger gespendet. Sogar das Kinderbett mit Metallrahmen hat man gefunden, das 40 Jahre lang irgendwo auf einer Alm stand. Bei der Eröffnung des Museums 2011 hat Arnie mit dem Stiefel gegen das Eisen getreten und befunden: „Ja, das isses.“ Da habe er sich nämlich immer den Zeh angehaut.

Gleich nebenan steht die Harley Davidson Fat Boy, auf der Arnold Schwarzenegger im ersten „Terminator“ seine Runden drehte. Für Autos ist kein Platz. Dabei hat der ehemalige Gouverneur eine ordentliche Sammlung.

Ob sich darunter auch ein Jeep befindet, wissen wir nicht. Er besitzt auf jeden Fall einen Mercedes G, den ihm die oberösterreichischen Kreisel-Brüder zum Elektroauto umgebaut haben. Und er hat einen 5,7 Meter langen GMC Yukon, dessen Zwillingsbruder Chevrolet Suburban das Dienstauto von Secret Service, FBI und CIA ist. Mit diesem XXL-SUV hatte Schwarzenegger vor nicht allzulanger Zeit einen Unfall. Ausgerechnet mit einem Toyota Prius. So wird das nie etwas mit der Mobilitätswende in den USA.
Man kann mit ihm auch emissionsfrei und vollelektrisch 40, 50 Kilometer in die Stadt pendeln – wenn man einen Parkplatz findet.

Name: Jeep Wrangler 4xe PHEV
Preis: ab 78.790 Euro
Motor: 2,0-Benzin; 107 kW-E-Motor
Leistung: 380 PS (Systemleistung)
Gewicht: 2409 kg
Bodenfreiheit: 252 mm
Watttiefe: 760 mm

(c) Juergen Skarwan

Der Transporter für alle Fälle

Er taugt für mehr als nur zum Transport der Erde für die Balkontomaten: 5,6 Meter lang und eine Ladefläche von fast drei Quadratmetern.

Name: Jeep Gladiator
Preis: ab 82.065 Euro
Motor: V6-Zyl., 2987 ccm
Leistung: 264 PS
Gewicht: 2478 kg
Bodenfreiheit: 253 mm
Watttiefe: 760mm

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