Will Smith schlägt Chris Rock auf der Bühne, bekommt kurz darauf einen Oscar – und Hollywood ist um seine Ehrenrettung bemüht. Was sagt das über das Verhältnis der Filmindustrie zu Gewalt und toxischer Männlichkeit aus?
„Da kann einem schon einmal die Hand ausrutschen." „Der hat aber auch ordentlich gerüttelt am Watschenbaum." „So sind Burschen halt." Man kennt die Sprüche, die gerne bemüht werden, um gewalttätiges Verhalten zu verharmlosen. Sehr ähnlich klang auch vieles, was aus Hollywood zu hören war nach dem Ereignis, das die Oscar-Verleihung 2022 bestimmt hat wie kein anderes: Der Schauspieler Will Smith stürmte auf die Bühne und schlug den Komiker Chris Rock ins Gesicht, nachdem dieser einen geschmacklosen Witz über Smiths Frau Jada Pinkett Smith gemacht hatte. Ein unentschuldbarer Lapsus? Ein Moment der Menschlichkeit? Gar die ehrenhafte Geste eines treuen Mannes?
Wie es aussieht, sind viele von Smiths Branchenkollegen gewillt, Letzteres oder zumindest Zweiteres in dem Zwischenfall zu sehen. Das sei ein Moment der Verletzlichkeit gewesen, hörte man da in den Party-Interviews nach der Gala, jedem würden doch manchmal die Emotionen hochkochen. „Wir haben hier zwei Künstler mit offenen Herzen gesehen“, sagte der Schauspieler Leslie Odom Jr. über Smith und Rock. Und seine Kollegin Tiffany Haddish betonte im Gespräch mit dem Magazin „People", wie wichtig es sei, dass ein Mann für seine Frau aufstehe. „Das ist es doch, was dein Ehemann tun muss, oder? Dich beschützen. (. . .) Für mich war das das Schönste, was ich je gesehen habe, weil es mir zeigt, dass es noch Männer gibt, die ihre Frauen lieben und für sie sorgen.“