Morgenglosse

Eine Vorarlberger Selbstanzeige

Die Vorarlberger ÖVP profitiert davon, dass Landesfirmen beim Wirtschaftsbund inserieren. Das ist problematisch.

Der Wirtschaftsbund Vorarlberg hat Selbstanzeige wegen eines möglichen Finanzvergehens erstattet. Das Bemerkenswerte an der Angelegenheit ist, dass die Steuersache gar nicht das größte Problem ist - sondern die dahinter stehende möglicherweise unsaubere Parteienfinanzierung aus öffentlichen und halböffentlichen Mitteln.

Der Wirtschaftsbund Vorarlberg betreibt ein Magazin, das offenkundig höchst erfolgreich ist. Während andere Medienprodukte ums Überleben kämpfen, ist die Parteizeitung in der Lage, saftige Gewinne auszuschütten. Hat der Wirtschaftsbund da das perfekte Magazinprojekt in die Welt gesetzt? Wohl eher nicht. Der Erfolg resultiert aus gelungener Anzeigenakquisition und die wiederum dürfte in der politisch-wirtschaftlichen Verquickung begründet sein. Wenn im ÖVP-dominierten Bundesland die Wirtschaftsbund-Zeitung wegen eines Inserats anklopft, wird die gelungene Werbewirkung vielleicht nicht das Hauptmotiv für den Anzeigenkunden sein. Speziell dann nicht, wenn dieser sich im Einflussbereich des Landes befindet.

Was das Ganze noch verdächtiger erscheinen lässt, ist die mangelnde Transparenz. Bisher wurde die Auskunft verweigert, wie viel die landeseigenen Firmen für Inserate im Wirtschaftsbund-Magazin ausgegeben haben. Ebenso wenig wird bekannt gegeben, wie viel davon tatsächlich an die ÖVP geflossen ist. Der Hinweis von Landeshauptmann Markus Wallner auf den Rechenschaftsbericht der Partei ist da wenig hilfreich.

Für Wallner und die ÖVP ist die Affäre unangenehm, hat die Volkspartei doch jetzt schon an mehreren Fronten mit Ermittlungen der Justiz zu kämpfen. Und Wallner gehörte zu jenen, die die Krisensituation bisher unbeschadet überstanden haben. Das Image ist jetzt angekratzt. Aber es geht bei dieser Affäre nicht nur um Vorarlberg und nicht nur um die ÖVP. Ähnliche Konstellationen mit einem Graubereich zwischen Politik und Wirtschaft sind auch in anderen Bundesländern anzutreffen. Dagegen hilft nur volle Transparenz. Vorarlberg könnte zumindest damit anfangen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Zentrale des Wirtschaftsbunds in Feldkirch.
ÖVP

Wirtschaftsbund Vorarlberg wird Fall für den Staatsanwalt

Die Steuerermittlungen im ÖVP-Wirtschaftsbund erreichen die Justiz. Der Staatsanwaltschaft Feldkirch liegt der Akt nun vor.  Es wird gegen mehrere Personen ermittelt. Gegen den ehemaligen Geschäftsführer Jürgen Kessler liegt zudem eine Anzeige vor.
Symbolbild: Magazin des Vorarlberger Wirtschaftsbunds
Spurensuche

Vorarlberger Wirtschaftsbund: Flossen Gelder an Landesräte?

Die beschuldigten ÖVP-Landesräte Karlheinz Rüdisser und Marco Tittler sprechen von Geld für ihre politische Arbeit. Kein Cent sei für Privates verwendet worden.
ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner (hir beim Sonderlandtag diese Woche) wird belastet. Er dementiert alle Vorwürfe.
Transparenz

Das Millionengeschäft mit den Parteimedien

Der Vorarlberger Inseratenskandal heizt die Diskussion um den Umgang mit öffentlichen Geldern in Parteimedien auf. Die Intention des Medientransparenzgesetzes wird durch die gängige Praxis ad absurdum geführt.
Beim Sonderlandtag am Montag wehrte sich Landeshauptmann Wallner gegen Rücktrittsaufforderungen.
Vorarlberg

Inseraten-Affäre: Auf einen Kaffee mit dem Wirtschaftsbund

Während sich Landeshauptmann Wallner im Sonderlandtag gegen „Diffamierungen“ wehrte, überraschte Landesrat Tittler: Seit Jahrzehnten übernehme der Wirtschaftsbund den Kaffee in seinem Büro.
Kann sich der Landeshauptmann halten? Markus Wallner (ÖVP) steht ein kritisches Wochenende bevor.
Inseraten-Affäre

Hat Markus Wallner selbst um Inserate gekeilt?

Es wird noch enger für den Vorarlberger Landeshauptmann. Auch er soll aktiv um Wirtschaftsbund-Inserate gebeten haben. Die Opposition fordert geschlossen seinen Rücktritt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.