Geldanlage: Der Markt für Vorsorgewohnungen wird vielfältiger, Zinshäuser werden zur Mangelware.
Wien. Interessenten, die in Immobilien investieren wollen, stehen in Wien derzeit einem deutlich veränderten Markt gegenüber. Das Angebot an Vorsorgewohnungen beispielsweise präsentiert sich vielfältiger als je zuvor. Das liegt nach Ansicht von EHL Immobilien an der stärkeren Differenzierung nach Lage, Größe, Objektbedarf und Serviceumfang. Zum anderen sei auch der Sekundärmarkt für ältere Vorsorgewohnungen größer geworden.
Früher war das Angebot an Vorsorgewohnungen vergleichsweise einheitlich: meist 40 bis 55 Quadratmeter groß, meist Teil eines Neubaus, meist in traditionellen Bezirken gelegen – innerhalb des Gürtels, in Hietzing, in Döbling. Sandra Bauernfeind, Leiterin des Wohnbereichs bei EHL, sieht – abgesehen von der erfreulichen Entwicklung, dass die Palette breiter wird – die Schwierigkeit „für Anleger, das Angebot zu überblicken und die verschiedenen Möglichkeiten zu vergleichen“. Mittlerweile sind Vorsorgewohnungen auf bis zu 80 Quadratmeter gewachsen. Nicht selten liegen sie in Altbauten, neben Wohnungen, die von ihren Eigentümern genutzt werden. Was die Lage betrifft: Auch hier erweitert man den Horizont. Die Außenbezirke entlang der U-Bahn-Achsen werden interessant.
Keine Liebhaberei mehr
Was den Markt in Wien zusätzlich in Bewegung gebracht hat, ist die Rentabilität älterer Vorsorgewohnungen. Bei immer mehr zwischen 15 und 20 Jahre alten Objekten wurden Gesamtüberschüsse erzielt, so entstehen beim Verkauf keine steuerlichen Nachteile (Liebhaberei). Dieses wachsende Segment der Sekundärmärkte matcht sich auch mit einer gestiegenen Zahl an Anbietern. Heuer werden, so prognostiziert Bauernfeind, rund 650 Wohnungen in Wien verkauft werden. Mit einem weiteren quantitativen Wachstum sei wegen der begrenzten Anzahl geeigneter Liegenschaften nicht zu rechnen.
Einen Boom erleben auch Zinshäuser. Das Angebot wird laut einer Aussendung der Wiener Privatbank immer geringer, da sich die Besitzer nicht von ihren Immobilien trennen wollen.
Hinter dem großen Nachfrageüberhang stehen nicht nur niedrige Zinsen und die Angst vor Inflation, sondern auch die Erwartung der Hauseigentümer, noch höhere Preise erzielen zu können. In den letzten Jahren sind die Spitzenpreise bei Wohnimmobilien in der Wiener Innenstadt auf über 5000 Euro pro Quadratmeter gestiegen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)