Royale Rehabilitation

Andrew: Der Prinz, der alles darf

Queen Elizabeth II. am Arm ihres Sohns, Prinz Andrew.
Queen Elizabeth II. am Arm ihres Sohns, Prinz Andrew.AFP / RICHARD POHLE
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Das Verfahren wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe gegen ihn wurde zwar eingestellt, in der Öffentlichkeit hat Prinz Andrew trotzdem an Ansehen verloren. In der königlichen Familie scheint das nicht der Fall zu sein.

Im Hause Windsor wird Symbolik großgeschrieben. Kleider, Hochzeitssträuße oder Mehlspeisen - hier ist alles wohlüberlegt, von langer Hand geplant und mit symbolischer Bedeutung überladen. Gerade deswegen überrascht es, wenn gerade der in Ungnade gefallene Prinz Andrew beim Gedenkgottesdienst für Prinz Philip an der Seite der Queen auftaucht und ihr - wohl im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne - als Stütze dient.

Der 62-jährige, angebliche „Lieblingssohn“ der Queen fährt nicht nur mit ihr gemeinsam im Wagen vor, sondern begleitet sie in die Kirche und führt sie an ihren Platz. In der Öffentlichkeit hat zuvor schon die Tatsache, dass er überhaupt an dem Gottesdienst teilnehmen werde, für Verwunderung gesorgt. Dass ihm dabei eine so prominente Rolle zukommt, drängt die Frage auf, ob Prinzen eigentlich alles dürfen.

Andrew bleibt der „Lieblingssohn“ der Queen

Es war der erste öffentliche Auftritt Andrews seit Monaten, denn vor Wochen drohte ihm noch ein zivilrechtliches Gerichtsverfahren in New York wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe. Andrew hat sich mit seiner Klägerin Virginia Giuffre außergerichtlich geeinigt, das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Dass das keinesfalls die Unschuld nachweist, die Andrew weiterhin beteuert, sondern eher den gegenteiligen Eindruck erweckt, ist auch dem britischen Königshaus klar: Militärische Dienstgrade und königliche Schirmherrschaften wurden ihm schon zu Jahresbeginn aberkannt, in der Bevölkerung hat Andrew allen Rückhalt verloren. Den Titel als angeblicher „Lieblingssohn“ der Queen wird er, so scheint es, allerdings weiterhin behalten dürfen.

Freilich sind auch Prinz Andrew, unschuldig oder nicht, familiäre Bande zuzustehen, ja sogar zu wünschen. In jeder anderen Familie wäre das Privatsache. Das Auftreten Andrews als Stütze der Queen, nur wenige Wochen nach seiner millionenschweren außergerichtlichen Einigung in einer Familie, in der vom Blumenschmuck bis hin zur Brosche alles Bedeutung und Symbolik trägt, ist ein äußerst fragwürdiges Zeichen mit eindeutiger Botschaft: In der Welt der Windsors, da dürfen Prinzen tatsächlich alles.

Sollte der gestrige Ausflug in die Westminster Abbey die Ankündigung einer „royalen Rehabilitation“ gewesen sein, und Prinz Andrew in Zukunft wieder öffentliche Termine wahrnehmen, könnte das unerfreuliche Folgen für das Ansehen der britischen Monarchie haben. Denn anders als die Queen, ist die Öffentlichkeit der Meinung, dass auch Prinzen nicht alles dürfen.

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