Verbraucherpreise

Ukraine-Krieg treibt deutsche Inflation auf 7,3 Prozent

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Die Teuerung erreicht damit den höchsten Stand seit Herbst 1981. Der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für drastisch steigende Energie- und Rohstoffpreise.

Die Inflation in Deutschland ist wegen des Ukraine-Kriegs und anziehender Energiepreise im März auf 7,3 Prozent gestiegen. Dies ist der höchste Stand seit November 1981, wie das deutsche Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 6,3 Prozent gerechnet, nach 5,1 Prozent im Februar.

"Dass die Inflation im März auf 7,3 Prozent gestiegen ist, liegt vor allem am Ukraine-Krieg, der die Preise für Heizöl und Benzin in die Höhe schießen ließ", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. "Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben." Helaba-Experte Ralf Umlauf erklärte, getrieben werde die Entwicklung vor allem von Energie und Nahrungsmitteln. "Darüber hinaus ist der Preisauftrieb aber auch breit angelegt."

Damit ist die Inflation weit vom Wert zwei Prozent entfernt, den die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig als ideal für die Konjunktur sieht. Denn der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für drastisch steigende Energie- und Rohstoffpreise. Energie verteuerte sich im März um fast 40 Prozent binnen Jahresfrist. Dies spüren die Verbraucherinnen und Verbraucher bereits beim Tanken und Heizen.

Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen kletterte die Teuerungsrate im März auf 7,6 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 1973. In Hessen stieg die Inflation mit 8,0 Prozent auf den höchsten Wert seit 48 Jahren. In NRW verteuerten sich Kraftstoffe bereits um fast 50 Prozent zum März 2021, und Heizen kostete knapp 40 Prozent mehr. Auch Speisefette und -öle mit rund 20 Prozent und Gemüse mit gut 14 Prozent verteuerten sich überdurchschnittlich. In Bayern lag die Inflation nur bei fünf Prozent, wenn man Heizöl und Kraftstoffe herausrechnet. Deutschlandweit verteuerten sich Nahrungsmittel um gut sechs Prozent und Dienstleistungen um 2,8 Prozent, während Waren 12,3 Prozent mehr kosteten.

Vorerst keine Entspannung erwartet

Auch Firmen macht die hohe Inflation zu schaffen. "Die höheren Öl- und Gaspreise werden von Unternehmen und Dienstleistern in immer stärkerem Ausmaß auf Kunden übergewälzt", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der BP Bank. Damit gewinne der Preisauftrieb an Breite. "Es dürfte nun deshalb auch mit deutlich höheren Lohnforderungen als Ausgleich für die Inflation gerechnet werden." Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hatte bei der Vorlage der neuen Konjunkturprognose des Sachverständigenrats mit Blick auf die Inflation betont: "Damit steigt das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale."

Wegen der höheren Kosten wollen so viele Unternehmen wie noch nie ihre Preise in den kommenden drei Monaten anheben. Dies geht aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Institut hervor. "Der Angriff Russlands auf die Ukraine treibt nicht nur die Energiekosten in die Höhe, sondern auch die Preise vieler Agrarrohstoffe", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Damit dürfte die Inflationsrate in diesem Jahr auf deutlich über fünf Prozent steigen." Das habe es in Deutschland zuletzt vor über 40 Jahren gegeben, als die Inflationsrate nach der zweiten Ölpreiskrise 1981 auf 6,3 Prozent kletterte.

Die deutschen Wirtschaftsweisen rechnen für 2022 mit einer Inflationsrate von 6,1 Prozent, halten aber in den nächsten Monaten auch zweistellige Werte für möglich, sollte es einen Lieferstoff russischer Energie geben. "Über die Inflationsfolgen eines Handelsembargos mag man gar nicht nachdenken", sagte auch Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.

(APA)

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