Der Rücktritt von Pius Strobl könnte der Anfang vom Ende für Alexander Wrabetz sein.
Wer glaubt, mit dem Abgang von Elmar Oberhauser und Pius Strobl kehrt Ruhe auf dem Küniglberg ein, irrt. Das Personalkarussell wird sich rasant weiterdrehen – so lange, bis ein neuer Generaldirektor gewählt wird.
Seit Freitag steht fest: Der Neue muss nicht unbedingt Alexander Wrabetz heißen. Der Abgang von Strobl wird dem Noch-General nämlich mehr schaden, als er derzeit fürchtet. Ja, Strobl hat einen wirklich unverzeihlichen Fehler gemacht. Als Sprecher eines Konzerns die eigenen Direktoren abhören zu wollen, ist mehr als ungeschickt. Sein Abgang wurde nun aber von Kräften im ORF (und der SPÖ) forciert, die sich nach den vielen peinlichen Patzern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen ganz neuen Mann an der Spitze des Unternehmens wünschen. Und der heißt Karl Amon. Auch er steht der Faymann-SPÖ nahe. Und dass er gerne Generaldirektor werden will, ist kein Geheimnis. Wrabetz muss nun ohne den Schutz durch seinen Gendarmen Strobl um seine Existenzam Küniglberg kämpfen.
Deshalb kommt es für ihn nun plötzlich ungelegen, dass sich die Regierungsparteien immer besser vorstellen können, die Wahl des Generaldirektors vorzuverlegen. Je weniger Zeit bis zur Wahl vergeht, umso weniger Chance hat Wrabetz, seine Führungsmängel in Vergessenheit geraten zu lassen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)