Parteiaustritte

Streit in deutscher AfD-Spitze über Russland-Kurs

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Die Position des Parteichefs Chrupalla im Ukraine-Krieg sorgt für Rufe nach einer neuen AfD-Spitze. Hunderte Mitglieder sollen seit Ende Februar aus der Partei ausgetreten sein.

In der Spitze der rechtspopulistischen deutschen AfD gibt es nach Angaben aus Parteikreisen Streit über den Russland-Kurs von Tino Chrupalla. Bei einer Sitzung des Bundesvorstands am vergangenen Freitag sollen nach dpa-Informationen auch die Worte gefallen sein, er sei als Bundessprecher ungeeignet. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte bereits am Dienstag berichtet, in der AfD-Spitze sei ein massiver Streit über Chrupallas Kurs entbrannt.

Es werde offen diskutiert, ob Chrupalla noch der richtige Parteichef sei. Auslöser sei dessen Haltung in der Ukraine-Krise und ein immer tieferer Graben zwischen Ost- und Westverbänden in der AfD. Aus einem internen Chat zitierte die Zeitung Bundesvorstandsmitglied Joana Cotar: "Mit jemandem an der Spitze, der sich nicht als Sprecher des Ostens UND des Westens versteht, werden wir keinen Blumentopf mehr gewinnen". Bei Twitter schrieb sie am Sonntag nach der Landtagswahl im Saarland, mit dem Ergebnis könne die AfD nicht zufrieden sein: "Zeit für eine ehrliche Analyse und eine Politik, die auch im Westen ankommt! #Wechsel #Saarland."

„Das ist wirklich irre“ 

Nach dpa-Informationen gab es seit Ende Februar mehrere hundert Parteiaustritte - die AfD hatte zum Jahreswechsel etwa 30.000 Mitglieder. Kritiker Chrupallas bringen das in Zusammenhang mit dessen Rede in der Sondersitzung des deutschen Bundestags am 27. Februar, wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Der AfD-Chef hatte dort gesagt: "Es darf in diesen Tagen aber nicht unser Ziel sein, den einen Schuldigen auszumachen". Er hatte dazu aufgerufen, mit Blick auf die deutsche Wiedervereinigung 1990 "gerade in diesen Tagen Russlands Beitrag für Deutschland und Europa" nicht zu vergessen.

Der AfD-Chef hatte zudem dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz eine Reaktivierung des Kalten Krieges vorgeworfen. "Ein neues Wettrüsten, lehnen wir ab und deswegen, diese 100 Milliarden Herr Scholz, das ist wirklich irre." Chrupalla sprach das vom Kanzler angekündigte Sondervermögen für die Bundeswehr an. Das klang wie ein Widerspruch zum eigenen Parteiprogramm, in dem die AfD für eine Stärkung der Bundeswehr eintritt.

(APA/DPA)

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