Jared Leto in "Morbius"
Film

"Morbius" Diesem Vampir wurden Zähne gezogen

Das Filmdebüt des Marvel-Antihelden „Morbius“ (mit Jared Leto) wirkt matt.

Für alle, die nicht knöcheltief in der Comic-Kultur stecken, ist es überraschend, dass es trotz der andauernden Superheldenfilmwelle Figuren gibt, die noch nicht für die Leinwand adaptiert worden sind. Nun erhält „Morbius“, zweit- oder drittgereihter Antagonist aus dem Spider-Man-Universum, im gleichnamigen Vehikel die Gelegenheit, seine Werdungsgeschichte zu erzählen. Jared Leto schlüpft in die Titelrolle dieses brillanten Wissenschaftlers, der, gepeinigt von einer Blutkrankheit, nach Heilung sucht – und meint, sie im Genmaterial von Vampirfledermäusen gefunden zu haben.

Ein Selbstversuch im Bauch eines Containerschiffes verwandelt den Doktor in ein Ungeheuer mit Plattnase und spitzen Zähnen, die sich sogleich im Fleisch der Besatzung verbeißen. Einzige Überlebende des Massakers ist eine Assistentin (farblos: Adria Arjona), die dem dunkelromantischen Antihelden fortan bei der Triebkontrolle hilft. Indes nutzt des Doktors Kindheitsfreund Milo (Matt Smith) das Vampir-Serum, um seinen Krückstock in die Ecke zu pfeffern – und sich an der Gesellschaft für Spott und Ausgrenzung zu rächen.

Da war einem „Blade“ viel lieber

Der schwedische Regisseur Daniel Espinosa inszeniert „Morbius“ erstaunlich kraftlos. Der Film wirkt, als hätte man alle Ecken und Kanten abgeschmirgelt: Kein Bild beeindruckt, kein Schmäh sitzt, die Computereffekte ermüden, die Musik rauscht im Hintergrund mit. Sogar vielversprechende Elemente, wie die lustvolle Diabolik Matt Smiths – der hier wirkt wie ein psychopathischer Dandy –, werden von Espinosa unterspielt.

Man kommt nicht umhin, „Morbius“ mit Stephen Norringtons 1990er-Comicfilm „Blade“ zu vergleichen: Auch dort zieht ein guter Vampir gegen böse Blutsauger in den Kampf. Wiewohl kein Meisterwerk, entstand „Blade“ zu einer Zeit, in der die Lingua Franca des Superheldenkinos nicht ausformuliert – und Eigenwille möglich war. Dagegen wirkt „Morbius“ wie ein Wegwerfprodukt.

Dessen Coda fährt übrigens mit Michael Keaton auf, der Morbius in der Rolle des Schurken Vulture (eingeführt im vorletzten Spider-Man-Film) eine Zusammenarbeit anbietet – und uns damit auch eine Fortsetzung androht. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.