Konflikt

Russisches Opernhaus lädt Netrebko nach Kritik an Putin aus

Die russische Sopranistin Anna Netrebko hat Kremlchef Wladimir Putin und dessen Militäreinsatz in der Ukraine kritisiert
Die russische Sopranistin Anna Netrebko hat Kremlchef Wladimir Putin und dessen Militäreinsatz in der Ukraine kritisiertAPA/AFP/CHRISTOPH DE BARRY
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Das für den 2. Juni geplante Konzert der Sopranistin im sibirischen Nowosibirsk findet nicht statt. Die (indirekte) Begründung: Netrebko habe ihr Heimatland verraten. Der russische Parlamentspräsident warf ihr unterdessen Verrat vor.

Die russische Sopranistin Anna Netrebko hat Kremlchef Wladimir Putin und dessen Militäreinsatz in der Ukraine kritisiert - und wird deswegen von einem Opernhaus in ihrem Heimatland ausgeladen. Das für den 2. Juni geplante Konzert der 50-Jährigen könne nicht stattfinden, erklärte die Oper im sibirischen Nowosibirsk. Die Leitung wirft der in Österreich lebenden Sängerin indirekt vor, ihr Heimatland verraten zu haben.

"In Europa zu leben und die Gelegenheit zu haben, in europäischen Konzertsälen aufzutreten, hat sich als wichtiger erwiesen als das Schicksal des Vaterlandes", hieß es in der Mitteilung der Oper mit Blick auf Netrebko. "Wir dürfen keine Angst vor Kulturschaffenden haben, die ihrem Land den Rücken zukehren. Unser Land ist reich an Talenten und die Idole von gestern werden durch andere ersetzt, die eine klare staatsbürgerliche Haltung haben."

Kritik an Netrebkos Verhalten

Netrebko stand seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Westen unter Kritik, weil sie als Unterstützerin von Kreml-Chef Wladimir Putin galt. Am Mittwoch distanzierte sie sich schließlich ausdrücklich von Putin und seinem Militäreinsatz in der Ukraine. "Ich erkenne und bedauere, dass meine Handlungen oder Aussagen in der Vergangenheit zum Teil falsch interpretiert werden konnten", erklärte sie dazu.

Anfang März hatte Netrebko eine Auftrittspause angekündigt. Unter anderem die Bayerische Staatsoper hatte davor die Zusammenarbeit mit ihr beendet und dies auch mit einer fehlenden ausreichenden Distanzierung von Russlands Vorgehen gegen die Ukraine begründet. In der vergangenen Woche trennte sich dann Netrebkos Agentur in Deutschland von ihr.

Derzeit sehen sich viele Künstler, Sportler und andere Prominente aus Russland in dem Dilemma, dass der Westen eine Distanzierung von Putin und die Führung in Moskau eine Unterstützung ihres Vorgehens verlangen. Anfang März hatte die Stadt München den Chefdirigenten der Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen fehlender Distanzierung vom Kreml-Chef und dessen Militäreinsatz in der Ukraine entlassen.

Russischer Parlamentspräsident warf Netrebko Verrat vor

Der russische Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin hat heftige Kritik an Netrebko geübt. "Die Stimme ist vorhanden, aber kein Gewissen", schrieb er am Freitagnachmittag auf Telegram. Im Unterschied zu Künstlern, die russische Soldaten unterstützten, gebe es auch solche, die in andere Staaten geflohen seien und nun in warmen Gefilden abwarteten, erläuterte Wolodin. Noch schlimmer seien aber jene, die aus dem Ausland Anschuldigungen verbreiteten, manche aus Jagd nach Geld, andere um sich prestigeträchtige Bühnen zu erhalten.

"Das betrifft etwa diese Anna Netrebko", schrieb er. Anders als Verrat sei das nicht zu bezeichnen, der Drang nach Bereicherung sei hier stärker als die Liebe zur Heimat gewesen, erklärte er. "Aber hat es diese Liebe gegeben?", fragte Wolodin. Der Politiker der Kreml-Partei "Einiges Russland" forderte gleichzeitig, dass alle jene, die das Volk verraten hätten, Führungsposten in staatlichen Kultur-, Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen verlassen müssten.

(APA/dpa)

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