Der Hollywood-Star (67) beendet krankheitsbedingt seine Karriere. Grund genug, sie zu würdigen. Wir empfehlen Willis-Filme anhand seiner erfolgreichsten Rollenfächer, vom Actionheld bis zum traurigen Hünen.
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Stirb langsam
Das bodenständige Action-Idol
Bekannt wurde Bruce Willis ja schon 1985, mit der Fernsehserie „Moonlighting“, als Privatdetektiv an der Seite von Cybill Shepherd – etwas schmierig, etwas windig, aber selbstbewusst und nie um einen Schmäh verlegen. Ehre der Person, die erkannte, dass man diesem Mann nur den Anzug ausziehen und ihn ein bisschen mit Dreck beschmieren musste, um ihm die Aura des perfekten Actionhelden zu verleihen.
In John McTiernans Klassiker aus dem Jahr 1988 wurde Willis zu dem, was er für die meisten seiner Fans bis heute ist: ein Idealbild uriger, erdiger und souveräner Männlichkeit. Kein Muskelberg wie Schwarzenegger, keine gequälte Seele wie De Niro, sondern ein bauernschlauer Jedermann mit Herz am rechten Fleck. Ein echter (und eigentlich durchaus netter) Kerl, der sich von dahergelaufenen Krätzen, Petzen und Vorgesetzten nichts bieten lässt. Fehlbar, aber zäh wie ein Zwei-Dollar-Steak. Ungepflegt, rüpelhaft – und trotzdem unwiderstehlich.
Ganze fünf Mal schlüpfte Willis für die „Die Hard“-Reihe (verfügbar auf Disney+) in die Rolle des stets an seiner Suspendierung entlangschrammenden Polizisten John McClane. Die Qualität seiner Abenteuer (im Hochhaus, auf dem Flughafen, in New York) nahm ab Teil vier eher ab.
Das fünfte Element
Der Superheld von nebenan
In Luc Bessons kultigem Science-Fantasy-Film „Das fünfte Element“ (Netflix) spielt Bruce Willis einen Taxifahrer (und Ex-Offizier), den das Schicksal zum Weltretter kürt. In Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ (Sky) einen Boxer, den der Zufall in blutige Wirrnisse stürzt. Willis' Heroen sind meist kernige Durchschnittstypen (mit ausgefallenen Namen wie Korben Dallas oder Butch Coolidge), die sich zur falschen Zeit am falschen Ort befinden. Was sich jedoch als Problem für Zeit und Ort erweist, nicht für sie selbst. So auch für den Asteroiden, der in Michael Bays „Armageddon“ (Disney+) auf die Erde zurast. Und von Willis zur Strecke gebracht wird: Ein Stein ist einem Felsen eben nicht gewachsen.
The Sixth Sense
Der melancholische Hüne
Für jeden Action-Star kommt die Zeit, in der er sich nach einem Image umschauen muss, das seinem fortgeschrittenen Alter geziemt. Nicht alle werden fündig, doch Willis hatte Glück – M. Night Shyamalan sei Dank. In dessen Gruseldrama „The Sixth Sense“ (Disney+) erfand er sich mit Erfolg neu, als (moralisch) kraftvoller und gutmütiger, aber vom Leben gezeichneter Mann, der sich einem (von bösen Geistern bedrängten) Buben als Beschützer andient. In zwei weiteren Filmen Shyamalans festigte er dieses Rollenfach. Am gelungensten im tragischen Alltagsheldenepos „Unbreakable“, etwas weniger geschmackvoll, aber immer noch sehenswert, in dessen moderat verschwurbelter Fortsetzung „Glass“.
Der Tod steht ihr gut
Der Star mit Hang zur Selbstironie
Wer je einen Live-Mitschnitt von Willis als Blues-Rocker-Kunstfigur Bruno Radolini gesehen hat, weiß: Dieser Mann nahm sich nie allzu ernst. Das stellte er auch in etlichen Filmen unter Beweis, etwa in Robert Zemeckis' sardonischer Komödie „Der Tod steht ihr gut“ (Sky), in der er in Spießer-Montur zwischen die Eifersuchtsfronten von Meryl Streep und Goldie Hawn gerät. Oder in der Krimi-Klamotte „Keine halben Sachen“ (Amazon), in der er als Auftragskiller „Jimmy die Tulpe“ Matthew Perry aus „Friends“ in Panik versetzt. Oder in der sträflich unterschätzten Neo-Noir-Karikatur „Hudson Hawk“ (Netflix), zu der Willis Story und Titelsong beisteuerte. Zuletzt fand er in Wes Andersons „Moonrise Kingdom“ (diverse Anbieter, ab 2,99 €) die perfekte Balance zwischen Ernst und Ironie.
Looper
Der alternde Haudegen
2013 und 2012 erschienen zwei Filme, die Willis jetzigen Ruhestand vorzeichneten: „Stirb langsam 5“ und Rian Johnsons Sci-Fi-Konzeptfilm „Looper“ (Amazon), in dem Joseph Gordon-Levitt als Zeitreise-Killer auf sein älteres Ich (Willis) angesetzt wird. Beide machten auf jeweils ärgerliche bzw. clever-taktvolle Art deutlich, dass Willis' Tage als glaubhafter Actionheld gezählt waren. Doch „der schönste Schädel Hollywoods“ hatte auch im Alter Zugkraft. Und ließ es sich nicht nehmen, aus seiner markigen Macho-Aura Profit zu schlagen.
Sei es mittels Deepfake-Technologie, als digitalisierte „harte Nuss“ (so der russische Verleihtitel von „Stirb langsam“) in russischen Werbeclips. Oder als schmähstader Schauspielsöldner im verrufenen Genre der „Geezer Teaser“, welches alternde Haudegen wie Willis als Köder für Streaming-Dutzendware nutzt (siehe „Survive the Night“, Netflix). Manche packte angesichts dieses oft enorm schludrigen Spätwerks das blanke Befremden. Doch das Bekanntwerden von Willis' Aphasie-Diagnose lässt es in einem anderen, pragmatischeren Licht erscheinen.
So oder so: Action-Ikonen sollen bitte würdelos altern dürfen! Schließlich gilt nach wie vor: Er will es, sie will es, Bruce Willis.