Ungarns Premier brechen die Verbündeten und der Rückhalt in der EU weg. Doch bei der Wahl scheint ihm nicht einmal die Nähe zu Putin zu schaden.
Kein europäischer Regierungschef hat freundschaftlichere Kontakte zu Russlands Präsidenten, Wladimir Putin, gepflegt als Viktor Orbán. Umso erstaunlicher ist, dass dem ungarischen Ministerpräsidenten das Naheverhältnis zu dem Kriegsherrn im Kreml bei der Parlamentswahl am Sonntag nicht zu schaden scheint. Dafür gibt es zwei Gründe: das ruchlose manipulative Geschick Orbáns – und die Unfähigkeit seiner Gegner.
Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs vollführte Ungarns Premier einen seiner berüchtigten Pfauentänze, mit denen er die EU und den Westen seit Jahren mit origineller Schrittabfolge hinhält. Zunächst verurteilte er lau, aber doch den russischen Angriff und trug alle Sanktionen der EU mit. Ein Energieembargo schloss er jedoch aus (und wusste sich dabei auf demselben Dampfer wie Deutschland und Österreich). Zugleich lehnte Orbán ab, der belagerten Regierung in Kiew Waffen zu liefern, und sperrte den Nato-Mitgliedstaat Ungarn sogar als Transitland für Rüstungstransporte.