Am Sonntag wählt Ungarn. Und erstmals wird Viktor Orbán von der Opposition herausgefordert. Diesmal könnte es knapp werden. Aber Orbán ist der Favorit. Schon wieder.
Wien/Budapest. Am Sonntag steht in Ungarn eine „Schicksalswahl“ an, die wichtigste seit 1990. So sehen das im Grunde alle. Und deshalb ist die ungarische Tiefebene mit Plakaten zugeklebt. Die Wahlwerbung verrät dabei mehr als nur die Kernbotschaften der Parteien. „Lasst uns den Frieden und die Stabilität Ungarns bewahren!“ steht auf einem Plakat. Es ist die implizite Botschaft der Orbán-Kampagne vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. Nur, dass das Plakat nicht seine Fidesz-Partei bezahlt hat, sondern die Regierung. Das ist die eine Geschichte: Sie erzählt davon, wie in Ungarn die Grenzen zwischen Partei, Regierung und privaten Geldgebern verschwimmen. Die andere handelt von der Übermacht des Fidesz im öffentlichen Raum: Das Orbán-Lager dominiert den Plakatwald, es pumpt deutlich mehr Geld in die Transparente. Genauer, acht Mal so viel, schätzt Transparency International.
Denn zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ist Platz eins für Orbán kein Selbstläufer. Weil die Opposition ihre Kräfte vereint. Das gab es noch nie. Ein buntes Bündnis von ganz rechts bis ganz links will die Ära Orbán beenden. Nach zwölf Jahren. Länger als Orbán ist kein EU-Regierungschef an der Macht. Und er könnte noch vier Jahre dranhängen. Die Chancen sind intakt. Die vereinte Opposition ist zwar laut Umfragen in Schlagdistanz. Aber Orbán hat die Nase vorn. Mit zwei Prozentpunkten oder auch mehr. Experten sagen, es hängt jetzt davon ab, wer auf den letzten Metern mehr Unentschlossene ansprechen kann. Aber selbst ein hauchdünner Sieg bei den Listenstimmen muss für die Opposition nicht reichen. Das liegt daran, dass Orbán das Wahlsystem (Mix aus Mehrheits- und Verhältniswahl) reformiert hat und nur zum Beispiel die Grenzen der Wahlbezirke neu gezogen hat. Ein Schritt, der seiner Partei nutzt. Aber nicht nur deshalb ist er der Favorit im Machtkampf.