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Und Fußball-Weltmeister wird . . .

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Katar eröffnet die WM 2022 gegen Ecuador, in Gruppe B dominiert nur die Weltpolitik, Deutschland hat wieder Losglück und Fifa-Präsident Gianni Infantino prahlt mit Wahlversprechen.

Doha. Vorweg: Auslosungen zu Großereignissen im Weltfußball haben einen fürchterlich schwerfälligen Ablauf. Erst kommt eine Show, die in Erwartung spannender Paarungen eigentlich niemand sehen will. Gefolgt von bizarr-langweiligen Ansprachen und Selbstbeweihräucherungen, im Fall der WM 2022 in Katar war Fifa-Präsident Gianni Infantino dafür zuständig. Und in einer als Schlafmittel dienenden Ziehung, bei der Veteranen des Spiels zitternd-grinsend zur Kugel greifen, wird eine WM gezogen.

Dieses Procedere für die am 21. November in Doha beginnende Wüsten-WM an einem 1. April abzuhalten, war freilich ein besonderes Bonmot. Das WM-Finale steigt am 18. Dezember, in Österreich feiert man da den vierten Advent. Bis dahin sind Zorn oder Enttäuschung, auch diese Endrunde verpasst zu haben, wohl verraucht.

Was aber brachte die Auslosung für das ohnehin schon so umstrittene Turnier? Katar empfängt im Eröffnungsspiel Ecuador, das ist nicht zwingend die spannendste Partie. Gruppe A ist auch die leichteste, ein Liverpool-Duell (Van Dijk gegen Mané) zwischen Niederlande und Senegal könnte Emotionen wecken. In Gruppe B überstrahlt tatsächlich der weltpolitische Aspekt das sportliche Geschehen: England (spielt erstmals seit 1966 am Eröffnungstag, ein Omen!), Iran, USA und womöglich Ukraine (sofern gegen Schottland und gegen Wales gewonnen wird) treffen aufeinander.

Europa im Vorteil

Gruppe C sieht Argentinien im Vormarsch, Mexiko und Polen (Weltstürmer Lewandowski ist noch ohne WM-Tor) rittern um den Aufstieg. In Gruppe D steigen Frankreich und Dänemark (mit Christian Eriksen) auf. Bislang gelang zwar nur Italien und Brasilien die Titelverteidigung, die L'Equipe Tricolore gilt trotzdem jetzt als Topfavorit. Denn: Frankreich wurde immer dann Weltmeister (1998, 2018), wenn es in der Vorrunde gegen Dänemark spielte.

In E feiern Spanien und Deutschland (5. WM-Duell, zuletzt 2010: 1:0, Puyol-Kopfball) eine ruhige Vorrunde, Japan und Costa Rica/Neuseeland sind wirklich dankbare Gegner. Auch in F sind Europäer überlegen, Belgien und Vizeweltmeister Kroatien.

Spannung versprechen am ehesten die Gruppe G (Brasilien, Serbien, Schweiz/dieses Trio traf sich schon 2018) und H (Portugal, Ghana, Uruguay). Gelegenheit zur Revanche erhält da Cristiano Ronaldo (5. WM-Teilnahme). Gegen Uruguay war 2018 im Achtelfinale Endstation gewesen.

Wie geht es dann weiter? Die Top zwei jeder Vierer-Gruppen steigen ins Achtelfinale auf. Deutschland trifft womöglich auf Belgien, kann bis zum Viertelfinale hoffen – dann wartet voraussichtlich Brasilien, das seit dem 1:7 von 2014 auf ein erneutes Treffen sinnt. Vorhersagen sind dennoch schwierig, nur so viel: seit 2006 stellt durchgehend Europa den Weltmeister. Afrika wird nicht gewinnen, Argentinien auch nicht – Neymar (Seleção), Mbappé (FRA) oder Kane (ENG) werden die Topscorer des Turniers.

Infantinos Auslosungs-Show

Ehe die WM 2022 ausgelost wurde, erneuerte Fifa-Präsident Infantino seinen Treueschwur. Der Schweizer, 52, will 2023 zur Wiederwahl antreten, seine dritte Amtszeit gilt als vorauszusetzen. Die WM im Zweijahrestakt legte er dafür nach Widerständen auf Eis, er prüft ohnehin längst größere Bewerbe. Und Katar? Es ist die letzte WM mit 32 Teams (48 ab 2026) und „wird die beste WM der Geschichte, die größte Show.“

(fin)

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